Sind Floater eine Krankheit?

Die Floater und die Krankheit.

 

Manchmal scheiden sich hier die Geister. Viele Menschen denen ich von meinen Trübungen erzählt habe, waren der Meinung das auch schon immer zu haben.

„Ach du denk dir nichts, die habe ich auch. So einen kleinen durchsichtigen Strich im linken Auge. Stört dich das so, ich nehme die kaum wahr..“

-Guter Freund

Ich will niemandem einen Vorwurf machen, der nicht versteht, was Floater, wenn sie ein Krankheitsbild darstellen, bedeuten. Es geht nicht um 1-3 kleine durchsichtige Fäden irgendwo in der Peripherie, es geht um unzählbare irre Strukturen, die bei jeder Augenbewegung durch das Blickfeld rauschen.

 

Aber mal ganz grundsätzlich, was ist eigentlich eine Krankheit?

Definition von Der Gesundheits-Brockhaus, F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig – Mannheim:

„Krankheit ist definiert als Störung des körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens.[…]“

Sind Floater eine körperliche Krankheit?

Eine körperliche Krankheit, im Sinne von körperlich beeinträchtigend sicherlich nicht. Selbst Menschen mit den schlimmsten Trübungen, können noch lesen, Auto fahren, sprechen und sehen. Manchmal sind die Trübungen die Begleiterscheinung zu einer „echten“ körperlichen Erkrankung wie der Netzhautablösung, des Netzhautrisses, eine Blutung etc.
Die Glaskörpertrübungen, welche durch eine hintere Glaskörperabhebung entstehen, sind kein körperliches Krankheitsbild. Die hintere Glaskörperabhebung ist ebenfalls eine normale Folge des Alterungsprozesses. Durch eine hintere Glaskörperabhebung können Netzhautrisse und/oder Netzhautablösungen entstehen, wie wahrscheinlich das ist, weiß ich nicht. Die Symptome die in diesem Fall auftreten sind: Russregen, Gesichtsfeldausfälle, Blitze im Blickfeld.
Die meisten Menschen mit Glaskörpertrübungen haben dies nicht.

Wenn Floater keine körperliche Krankheit sind und das ein normaler Alterungsprozess ist, wo ist dann das Problem? Dann ist man doch gesund?

Nein, beziehungsweise nicht unbedingt.
Eine Depression ist genau genommen zwar eine körperliche Erkrankung, da die biochemische Zusammensetzung im Ungleichgewicht ist (kein/wenig Serotonin), gilt aber als eine seelische Erkrankung. Starke Trauer, nach dem Verlust des Ehemanns oder der Eltern, kann zu einer Depression führen, das ist auch eine seelische Erkrankung. 
Eine seelische Erkrankung mit einer körperlichen Komponente. Verminderter Antrieb, geringer Appetit, Trauer, kreisende Gedanken, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Durchschlafstörrungen etc. Das alles sind körperlich greifbare Komponenten einer seelischen Erkrankung, nämlich der Depression.  Wobei gilt, nicht jeder mit den Symptomen ist zwingend depressiv, aber die meisten Depressiven haben diese Symptome, manchmal zusammen mit vielen anderen Symptomen.

Okay schön und gut, aber was bedeutet das für Menschen mit Glaskörpertrübungen?

Viele Menschen mit Mouches Volantes (Fliegenden Mücken) sind massiv von dem schwirren direkt vor den Augen beeinträchtigt. Das Gehirn ist auf eintreffende visuelle Reize sehr empfindlich, die braunen Striche und Klumpen sind nie vollends ausblendbar, selbst nach Jahren nicht. Man sieht sie also immer, wie sie durch das Blickfeld rauschen, oder sie sind in der Mitte des Sehzentrum und hängen immer da wo man gerade hinsieht.
Das ist problematisch, denn es lenkt massiv ab, denn meistens liegt das was man wahrnehmen möchte die Schrift eines Buches, ein lustiges Katzenvideo oder ein Sonnenaufgang, hinter den Trübungen. Heißt die Trübungen „verdecken“ das was man eigentlich sehen möchte. Das ist unglaublich anstrengend und störend, man ist die ganze Zeit einem Input unterworfen einem diffusen wirbeln vor den Augen. Viele zwingt es sehr dunkle Sonnenbrillen zu tragen, das Licht in der Wohnung auf ein Minimum zu reduzieren, lange Aufenthalte im hellen Tageslicht zu vermeiden und und und.
Die Betonung liegt hier auf zwingt, man muss es tun, da die Trübungen derart störend und penetrant sind, dass es anders kaum noch möglich ist.

Was folgt daraus?

Daraus entsteht ein Teufelskreis, die Trübungen werden gezwungenermaßen vermieden, dadurch sinkt die Lebensqualität. Man kann die Trübungen auch nicht abstellen, sie sind einfach immer da. Ein Albenpanorama war für mich früher das Maß der Dinge, seit meinen Trübungen ist es ein Albtraum. Ich spare mir an dieser Stelle, mal das Wortspiel mit Alptraum und Albtraum 😉

Dieser umstand drückt die Stimmung natürlich massiv in den Keller. Man verliert sukzessive den Spaß an vielen Aktivitäten, entweder dadurch das man sie vermeidet, oder während dessen gestört ist von dem Wirbelsturm vor den Augen. Das führt in den schlimmsten Fällen zu einer Depression. Ich bin seit 2 Jahren bei einem Therapeuten und nachweislich und messbar erkrankt an einer mittelschweren Depression. Da kann mir kein Augenarzt mehr erzählen ich gewöhne mich daran.

Ist jeder Mensch mit Trübungen automatisch krank?

Auch hier ein klares Nein. Wie bei vielen Sachen spielt die eigene Wahrnehmung und die eigene psychische Konstitution eine entscheidende Rolle.
Es gibt viele Menschen mit Segelohren, zu großen Nasen, schiefen Zähnen aber keinem geht es gleich. Alle empfinden es als unterschiedlich schwer. Mike Krüger lebt mit seinem Zinken offenbar nicht so schlecht, wobei andere mit kleineren Nasen schier verzweifeln. Das ist von einem selber abhängig, das kann man nur für sich selbst bestimmen. Es gab durchaus Momente in meinem Leben in denen ich mich wunderbar gesund gefühlt habe, trotz massiver Floater. Einen stört ein einziger Strich, der andere lebt mit über 30 Floatern ohne nennenswerten Unterschied (das ist zwar jetzt utopisch, aber vielleicht).

Um es auf den Punkt zu bringen, nicht jeder mit Floatern im Auge ist krank oder muss sich krank fühlen, auf keinen Fall. Meiner Meinung nach gibt es einen Punkt an dem es zu viele Floater sind, da wird jeder Blick in den Himmel zur Qual. Diese Menschen, da gehöre ich dazu, vermeiden bestimmte Verhaltensweisen, sind in ihrer Stimmung gedämpft und die Gedanken kreisen viel um das eigene Augenthema. Das ist eine Krankheit.

Ab wie vielen Floatern ist man krank?

Das ist eine Frage, welche mich in letzer Zeit sehr viel beschäftigt. Es gibt nicht nur ein „wie viel“ sondern auch ein „wo“. Zwei schwarze Punkte direkt in der Mitte des Gesichtsfeldes, sind bestimmt störender, als vier kleine Fäden in der äußersten Peripherie. Grundsätzlich finde ich sollte jeder das Recht haben, seine Floater operieren zu lassen, egal wie viele und wo sie sind. ABER. Es macht halt nicht immer Sinn. Ein paar Monate sollte man sich Zeit geben, vielleicht lernt man ja gut mit ihnen umzugehen, oder sie sind nur am Anfang so störend. Ändert sich nach einem Jahr nichts und die Lebensqualität leidet massiv, dann sollte eine Operation in Betracht gezogen werden.

 

Aber sind Floater offiziell eine Krankheit?

Nein. Laut den Krankenkassen sind Glaskörpertrübungen eine subjektive Beeinträchtigung eine Vitrektomie in diesem Rahmen ein kosmetischer Eingriff. Floater sind also keine Krankheit. Das ist ein absoluter Schlag ins Gesicht für jeden mit massiven Floatern. Man wird mit seiner Erkrankung einfach nicht ernst genommen. Ich persönlich habe keine Lust, jedes mal bei einem Augenarzt einen kompletten Seelenstriptease hinzulegen und Ärzte davon zu überzeugen, dass ich unter meinen Trübungen leide und das kein bloßes Hirngespinst ist.

Daraus ergibt sich eine weitere Problematik, nämlich das jede Hilfe für GKT-Patienten, quasi eine Privatleistung ist. Es gibt kein einheitliches Behandlungsschema. Heißt manche Ärzte nutzen die GKT-Patienten, um massiv Geld an ihnen zu verdienen. So werden teure Voruntersuchungen veranlasst, welche privat zu tragen sind und dann wird doch nicht operiert, weil es zu gefährlich ist (Vitrektomie) oder nicht möglich (Laser-Vitreolyse). Ärzte entziehen sich so der Kontrolle durch die Krankenkassen, das ist ein fataler Zustand und so unhaltbar.

 

 

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