Zu neuen Ufern?

Es ist kurz vor meinem 24 Geburtstag. Noch in diesem Monat sind es glatt 10 Jahre, dass ich Floater habe.

Ich habe die letzten Monate viel nachgedacht. Nach dem euphorischen ersten Jahr ist dieser Blog ein bisschen liegen geblieben, es gab einfach zu viel neben den Floatern was wichtig war. Spannende neue Erfahrungen nur ein Überblick:

  • 2 Wöchiges Fest in meiner Heimatstadt mit mir als Veranstalter
  • Job an der Universität
  • Studium mit sehr guten Leistungen
  • Eine neue Liebe
  • Mehrere Besuche bei alten Verwandten, welche ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen habe

 

Trotz der Floater und der damit einhergehenden Belastung war es ein schönes und erfolgreiches Jahr.

Nachdem ich jetzt einige Zeit versucht habe die Floater aus meiner Wahrnehmung zu verdrängen, bin ich momentan dabei mir einen Operateur zu suchen und mich für eine Operation zu empfehlen. Nachdem ich schon einige gescheiterte Versuche hinter mir habe, habe ich die Strategie gewechselt. Ich spiele mittlerweile mit offenen Karten und Frage direkt nach der Vitrektomie. Ich bin erst/bald 24 Jahre meine Aussichten auf einen Operateur, welcher gewillt ist mich zu operieren, sind denkbar schlecht.

Ich füge die Email ein, falls jemand ähnliche Schwierigkeiten hat und eine ähnliche Strategie versuchen möchte.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin Herr Mustermann 23 Jahre alt und bin momentan Student. Seit ca. 4 Jahren habe ich massive Floater in beiden Augen, vor 10 Jahren habe ich die ersten bemerkt.

Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt und 2 Jahre eine Verhaltenstherapie deswegen gemacht. Leider bin ich mittlerweile an einem Punkt, an dem ich nicht mehr so weiter machen kann wie bisher. Momentan ist mein Studium für mich nicht mehr durchführbar, jeder Seminar- und Vorlesungssaal ist weiß und mitunter stark ausgeleuchtet. Die Belastung ist immens.

Ebenso ist ein schlichtes nach draußen gehen, oder ein blauer Himmel eine endlose Tortur.

Ich schreibe ihnen, weil ein Bekannter von mir eine PPV bei ihnen hat machen lassen und ein gutes Ergebnis erzielt hat. Ich hätte gernen einen Termin, in welchem wir die Möglichkeiten diskutieren, die mir zur Verfügung stehen. Ich sehe mich außer Stande so weiter zu machen wie bisher.

Termine sind für mich am besten Donnerstags/Freitags wahrnehmbar, ich bin außerdem bei der AOK versichert.

Ich bitte Sie darum, mich nur zu berücksichtigen, wenn eine Operation auch bei jüngeren Menschen für Sie in Frage kommt. Ich habe hiermit schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, ich habe mir diesen Schritt reiflich überlegt, dies ist keine unüberlegte Impulshandlung.

Sie erreichen mich entweder per Mail, oder telefonisch unter der XY.

Falls die Möglichkeit besteht, würde ich sie bitten meinen Wunsch/Anfrage vor ab an einen Operateur weiterzuleiten, um abzuklären, ob in meinem Alter, von ihrer Seite aus, überhaupt operiert wird.

Bei der letzten Kontrolle war die Netzhaut in bestem Zustand, ich habe weder Kurz-/Fernsichtigkeit noch andere Erkrankungen, bis auf die Glaskörpertrübungen.

Mit freundlichen Grüßen
Herr Mustermann
Daraufhin folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Mustermann,

vielen Dank für Ihre Nachricht an unsere Klinik.

Um Ihren Befund genau beurteilen zu können, müssten wir Sie einmal genau untersuchen. Hierzu ist auch eine Pupillenweitstellung notwendig (Autofahren danach nicht möglich). Im Anschluss an die Untersuchung würden wir Sie für das weitere Vorgehen entsprechend beraten.

Wenn Sie dies möchten, würde ich Sie um eine telefonische Terminvereinbarung unter XY in unserer Hauptabteilung bitten.

Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Dr. Musterfrau

Oberärztin der Klinik

Ich antwortete:

Sehr geehrte Frau Musterfrau,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich möchte nicht resolut, oder ungnädig wirken. Ich war bereits bei zahlreichen ÄrztenInnen in meiner Umgebung, nach der Routineuntersuchung und der Besprechung des Befunds bekam ich, bis jetzt, immer eine Absage. Weil grundsätzlich nicht in diesem Alter operiert wird.

Ich weiß, dass ein Grauer Star wohl die Konsequenz sein wird. Gleichfalls bin ich mir im klaren, dass die Operation schwerwiegende Komplikationen haben kann.

Ich habe kein Interesse an einer Voruntersuchung, wenn das Ergebnis („Da operieren wir nicht, sie sind zu jung, gewöhnen sie sich daran“) schon im vornherein feststeht.

Deshalb kommt ein Termin bei Ihnen für mich erst in Frage, wenn ich im vorraus die Zusicherung erhalte, dass eine Operation, bei günstigen Bedingungen, bei denen Alter keine ist, erwogen wird.

Bitte verstehen Sie mich da, Glaskörpertrübungen sind immer auch mit einer Patientengeschichte verbunden, die sich dadurch auszeichnet, dass man in quälend hellen Warteräumen sitzt und anschließend frustriert nach Hause geht, weil man „zu Jung“ ist.

Mit freundlichen Grüßen
Herr Mustermann
Die Antwort kam nur eine Stunde später:

Sehr geehrter Herr Mustermann,

ich würde nicht von vornherein sagen, dass eine OP bei Ihnen grundsätzlich nicht möglich ist.

Der klinische Befund und der subjektive Leidensdruck sind entscheidend.

Mehr kann ich aber ohne Untersuchung zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wofür Sie sicherlich Verständnis haben.

Gerne vereinbaren Sie einen Untersuchungstermin bei uns, wenn Sie dies möchten.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Aussagen geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Dr. Musterfrau

Oberärztin

 

 

Ich werde in den nächsten Wochen einen Termin vereinbaren und dann alles weitere besprechen, ich halte euch auf dem Laufenden.

2 Gedanken zu “Zu neuen Ufern?

  1. Hallo!
    Finde ich ganz stark von dir, dass du deine Entscheidung mit uns teilst! Und auch dein Auftreten in den Mails zeugt von Charakterstärke! Wie wahr, dieses ewige Sitzen in irgendwelchen weißen Wartezimmern, um dann genauso schlau wie vorher zu sein, nur dann noch etwas deprimierter als vorher! Ich drücke dir die Daumen für die Untersuchung! Halt uns auf dem Laufenden!

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  2. Gedanken zu NEUEN UFERN:
    Hallo, auch ich bin eine Betroffene, Du sprichst mir voll aus dem Herzen! Sehe seit 5 Monaten, durch die Glaskörperabhebung, ständig Floater rumschwirren, habe zusätzlich von Geburt eine Sehschwäche…das kommt noch dazu. Mir sagten die Augenärzte, damit müsse ich leben, toll! Das ist sehr belastend. Hoffe immer noch, dass es sich irgenwann bessert, es soll doch angeblich nach unten sacken und man schaut dann drüber. Wahrscheinlich wird das nur so gesagt….
    LG

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