Zurück zur Welt

Licht sehen wo für andere nur Nebel ist.

Was sind Floater?

Klumpen im Glaskörper? Brocken? Ein Schleier? Nebel? Der Grund warum in letzter Zeit überhaupt nichts mehr läuft? Der Stolperstein auf der Türschwelle der einen in die eigenen vier Wände kettet?

Vom „Floater haben“ zum „mit Floatern leben“ ist es ein Marathon. Rückschläge, Entsagungen, Verzweiflung und auch Trübsinn flankieren den Weg für einen produktiven Umgang mit dem „Schlonz“.

10 Jahre Floater

Unvergessen bleibt der Arzt der mir sagt, dass sich von meiner Nasenscheidewand Partikel gelöst hätten, welche in meinen Glaskörper eingedrungen sind. Anschließend verschreibt er mir Augentropfen (Privatrezept) für teures Geld, die brennen wie Säure und nichts verändern. Damals war das schrecklich heute ist es ein guter Witz in jedem Floater Forum.

Die weiteren Augenärzte, die mich aus der Praxis schmissen oder nicht wussten was ich meine. Der Arzt in München der mich ausgelacht hat und meinte ich bräuchte eine Therapie. Irgendwie hatte er recht, aber ich war schon zwei Jahre dort. Anfangs nicht wegen der Floater – später dann schon.

Erwachen

Man kann es pathetisch finden oder ungewöhnlich, aber ich sah ab einem gewissen Punkt die Floater mehr als eine Lebensaufgabe und nicht als Schicksalsschlag. Natürlich! Dazwischen lagen Selbstmordfantasien, Angst vor die Tür zu gehen, geschlossene Rollläden, durchgeschlagene Wände, aber auch Camus, Nietzsche, Hegel, Kant, Satre und Schopenhauer.  All das machte die Floater zu mehr als schwirrende Klumpen. Wie Max Frisch in Montauk über seinen Freund Werner Coninx schreibt, dass er durch ein mehr an Bildung und Interesse ein gehaltvolleres Leben hatte als Frisch dies je zuteil wurde. In Montauk sind es Landschaften, Literatur, Kunst und Kultur in meinem Leben sind es braune Punkte im Auge. Tragisch, aber warum nicht?

Seit Anfang 2017 kein einziger Tag mehr an dem ich wegen der Floater Zuhause blieb, oder das Gefühl mich selbst mit einer Nadel und einem Strohhalm zu vitrektomieren.

Ein neuer Beginn

Einen Satz den ich Anfangs wie ein Mantra vor mir her sprach, wenn ich dachte, dass die Welt unter mir nun doch gleich implodieren müsste:

„Wenn die Augen schon nichts mehr sind, dann mach den Rest vom Leben gut“.

Es ist hier niemandem etwas zu verkaufen, also kann ich deutlich machen, dass ich ein Leben ohne Floater jederzeit bevorzugen würde, aber überzeugt bin so gut wie ich geht kaum einer mit seinen um. Manche Tage – diese werden auch immer häufiger – sind die fliegenden Mücken kein Gedanke in meinem Kopf. Die Zeiten des „panisch gegen weiße Wände schauen“ oder „schnell bei Dunkelheit durch Lichtquellen von links nach rechts schauen“ sind vorbei – endlich. Die meiste Zeit hat mich die Wut, Angst und Fassungslosigkeit über meinen Zustand mehr verfolgt als die Mouches Volantes selbst.

Mein Wille in mich, meine Bildung, Freunde, Freundin und generell mein Leben zu investieren hat sich gelohnt.

Ich kann nur jedem wünschen sich auf die Welt hinter der Floater zu konzentrieren, denn es gibt eine und die ist wunderschön.

 

100% 

Es scheint, als wäre der größte Gemeinplatz der Moderne, die Perfektion. 

In der Wahrnehmung pranken -scheinbar völlig vorraussetzungslos- die 100%. Gleiches Recht für alle, keiner hat mehr verdient, als der jeweils Andere. Das ist alles, aber keine Gerechtigkeit. Jeder Unterschied nivelliert sich und alle bekommen das Gleiche. Die Frage ist hat jeder überhaupt die selben Voraussetzungen? Zweifelhaft. 

Ich besitze keinen Rollstuhl, oder eine Brille, aber nachdem jedem das Gleiche zusteht, sollte ich das doch eigentlich, oder? Hier ist der Sprung noch einfach, man wird sagen können: „Aber hey, du brauchst das doch nicht“.  Die meisten werden hier noch mitmachen, leider verlieren viele diese Logik aus den Augen, sobald es nicht mehr derart eindeutig ist. 

Sieht man jemanden mit 30 Jahren, ohne oder mit geringer Schulbildung, dann ist man eher dazu verleitet zusagen: „Selber Schuld, die Chance hat schließlich jeder“. Es geht mir nicht um das verfrühte Urteil, sondern ganz grundsätzlich um den Begriff der Chance. 

Ich hätte die Möglichkeit gehabt ein guter Fußballspieler zu sein, leider war meine Familie strukturell und finanziell nie in der Lage mir das notwendige Training zu ermöglichen. Faktisch hatte ich also von vornherein keine Chance. Traurig, wenn man bedenkt, wie viel Geld so mancher Profi verdient. 

Aber wer noch eigentlich faktisch keine Chance hatte sind z.b Neymar, Ronaldinho, Boateng, Messi  zig weitere. Also wird schnell einmal gesagt, dass viele es schwer hatten, aber wenn man es wirklich will, dann schafft man es. Hier liegt das Problem. 

Die genannten Fußballspieler könnte man auch Überlebende nennen, sie sind das 1%, welches es dennoch geschafft haben. Auf diese kommen pro Person sicherlich 1000 Andere, die genauso engagiert waren, aber denen simpel ausgedrückt das Quäntchen Glück gefehlt hat. Das Problem ist, man sieht nur das 1%, die 99% sind die 30 Jährigen ohne Schulbildung. 
Was hat das eigentlich mit Floatern zu tun? 

Akzeptanz. Die Augen sind eines der, wenn nicht sogar das wichtigste Sinnesorgan. Besteht hier ein Defizit, dann ist dies kaum auszugleichen. Man hat halt keine 100% mehr, so ist das. „Sie gewöhnen sich“, ist eigentlich ein Äquivalent zu „Sie werden lernen mit 80% zu Leben“. Der letzte Satz, ohne jede Bitterkeit, das ist der Pudelskern. Aber was tun mit dieser Weisheit? Etwas anderes, einfach leben. Die Augen sind ihre 100%, die Nase wieder 100%, die Ohren 100% und das Gehirn hat auch seine eigenen 100%. In wie vielen Bereichen nutzt man völlig selbstverschuldet nur 70%? Die Arbeit, die weitere Fremdsprache, die man schon ewig mal lernen wollte. Ein Leben besteht aus all diesen Teilen, nicht nur aus den Augen. Man sollte sich dann und wann ins Gedächtnis rufen, dass eine Methode zu fast risikofreien Entfernung der Floater, mittlerweile fast Alltag ist. 

Aber was lernen wir noch? 

Man stelle sich ein Leben vor, frei von Floatern, aber voller ungenützter Möglichkeiten. Voll trüben Stumpfsinn und Verschwendung. Jetzt stelle man sich ein Leben mit ein Leben mit vermutlich temporären Floatern vor, aber allen genutzten Möglichkeiten. Selbst wenn ich keine Floater hätte, wäre mir das zweite Leben lieber, was sind ein paar Jahre Lebenszeit mit Dreck im Auge, gegen ein ansonsten ideal genutztes Leben? 
Bei allen glücklichen Fügungen, welche leider mitentscheinden, die das Leben beeinflussen, viel liegt in der eigenen Hand. Ich bin niemals Fußballprofi geworden, weil meine Familie, dies nicht vollständig stemmen konnte. Ich habe seit einem Jahrzent Floater, obwohl die Wahrscheinlichkeit hierfür wohl gegen die 0% tendiert hat. Aber ich bin ein zufriedener Mensch, vielleicht nicht deswegen, sondern dennoch. Hier hatte ich  die Wahl und Möglichkeit, mir bleibt fast nur zu danken, denn zu wünschen bleibt nichts übrig.

Das was bleibt

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es in absehbarer Zeit eine Möglichkeit geben wird Floater, frei von jedem Risiko, aus dem Auge zu entfernen. Aktuell zeigt sich, dass eine Hoffnung dahingehend, nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Beispielsweise ein neues Operationswerkzeug für die Vitrektomie, oder eine neue Variante des Ellex-Lasers, für die Laser-Vitreolyse .

Doch ganz gleich, welches dieser Methoden -früher oder später- dazu führen wird, dass man einmal keine Floater mehr hat, eines ist sicher, sie werden einmal nicht mehr da sein. Man muss kein Optimist für diese Einstellung sein, sondern mäßig realistisch. Schließlich hat man auch jetzt schon die Möglichkeit für eine Vitrektomie, welche bei einem vollständig gesundem Auge nur sehr selten zu Komplikationen führt.

Konzentrieren wir uns also darauf, was für Erkenntnisse man erfahren kann, durch die Gewissheit, dass die Floater irgendwann verschwinden. Wagen wir zusammen einmal einen Blick in eine Zeit frei von Floatern. Es geht nicht darum sich auszumalen, wie schön die Welt einmal wieder ohne sie sein wird, sondern welche Erkenntnisse ich für die Gegenwart ziehen kann, wenn ich weiß, es ist nicht für immer.

Man stelle sich vor, man ist man selbst in 10 Jahren, man öffnet die Augen und sieht keine Floater mehr… Doch wie möchte man auf diese 10 Jahre davor zurückschauen?  Sieht man vielleicht nur das Schlechte, nur die Belastung und den Frust, oder sieht man das man sein bestes aus der Situation gemacht hat? Floater sind eine Belastung, dass ist keine Frage, aber abseits der Floater ist man vermutlich gesund. Die meisten Dinge im Leben stehen einem noch immer offen, es geht darum für sich eine Möglichkeit zu finden, sein Leben mit den Floatern so zu arrangieren, dass es für diese Situation das Beste aller Möglichen ist. Denn sieht man eines Tages 10 Jahre zurück und sieht sich wie man sich 10 Jahre ein Fundament für ein besseres Leben etwa durch: einen besseren Job, eine bessere Ausbildung oder Bildung im Allgemeinen erbaut hat, dann hat man etwas gelernt und die Erfahrung der Floater hat etwas positives gehabt.

Positiv sein, oder positiv handeln ist schwierig und mitunter anstrengend, doch hier kann der Glaube, oder viel mehr die berechtigte Hoffnung, dass dieser Zustand nur temporär ist und irgendwann nicht mehr sein wird, eine große Hilfe sein. Ich kann mich Jahre auf all das konzentrieren, was bleiben wird, wenn die Floater einmal verschwunden sind. Die Floater sind etwas temporäres, andere Dinge jedoch werden ziemlich sicher bleiben. Arbeite ich mit meinen Floatern etwa an meiner Geduld, meiner positiven Einstellung, meiner Sicht auf die Dinge, meiner Aufmerksamkeit und meinen Strategien mit traumatischen Erlebnissen fertig zu werden, dann bleiben diese Fähigkeiten mir erhalten. Ganz logisch meine Persönlichkeit, mein Ich, ist kein Floater es hängt auch nicht mit diesen zusammen, das eine geht das andere bleibt. Sehe ich in 10 Jahren auf das jetzt zurück und sehe mich allen Widrigkeiten trotzen und das beste aller möglichen Leben führen und gleichzeitig ein Fundament errichten auf welchem das Ich in 10 Jahren besser stehen wird, dann habe ich es geschafft. Ich bin gereift, niemand kann und niemand wird einem dies jemals nehmen können.

Niemand schreibt einem vor wie man seine Floater zu sehen hat. Natürlich werden die wenigsten sie als etwas positives empfinden, aber man kann nicht nur aus positiven Dingen lernen. Angenommen man sperrt sich 10 Jahre in seinem dunklen Zimmer ein und sitzt es aus, eines Tages schlägt man die floaterlosen Augen auf und einem wird bewusst, dass man 10 Jahre verschwendet hat. Dann ist man die nächsten 10 Jahre vermutlich damit beschäftigt, sich das zu verzeihen, man hat nichts gewonnen außer einem neuen frustrierenden Gedanken. In 10 Jahren kann man ein Instrument lernen und wahrscheinlich sogar sehr gut spielen, eine Sprache lernen, einen Kontinent entdecken, alle Werke von Kant/Platon/Aristoteles und Goethe lesen, vermutlich sogar alles gleichzeitig. Auch mit den Floatern, wenn lesen schwierig ist, dann kann man kreativ sein, eine Strategie entwickeln, welche es möglich macht. Lernt man eine Sprache sitzt man wahrscheinlich in der Volkshochschule in einem weißen Raum, der reinste Horror, aber nicht unmöglich, kommt man eben mit einer schwarzen Sonnenbrille und sagt: „Ich habe Albinismus“, oder „Tut mir leid, ich habe überempfindliche Augen, ich muss die Brille tragen“, wenn einem „Ich habe Floater/Glaskörpertrübungen“ unangenehm sein sollte. Es gibt leider mehr Ausreden, als Varianten etwas zu anzupacken und zu einem Ende zu bringen.

 

Produktiver Umgang

Wie lebt man mit den Floatern? Zentrale Frage. Keine eindeutige Antwort. 

Es gibt eine Voraussetzung, welche gelten muss, sonst wäre die Frage nach einem produktiven Umgang, völlig absurd. Nämlich das es potentiell möglich ist mit den Floatern zu leben. 

Kein gegen sie, kein ohne sie, ein miteinander.

Aber wie? Das wichtigste scheint ein gesundes Fundament zu sein. Für mich war es zu wissen, dass ich a) nicht alleine damit bin und b) nicht damit leben muss. B war für mich sehr wichtig, weil ich dadurch nicht mehr ausgeliefert war. Man denke an das Mittelalter, Floater zur damaligen Zeit und man hatte Pech, entweder man lebt damit, oder man zerbricht daran. Jetzt wenn man keinen Zugang zu einem produktiven Umgang mit den Floatern bekommt, gibt es die Vitrektomie. Zwar mit ihren Risiken, aber es gibt einen „Ausweg“.

A war wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass sich niemand gegen mich verschworen hat, vielen geht es ähnlich. Vielleicht ist auch jemand dabei, der damit gut umgeht, oder der sich helfen lassen hat. Das war Hoffnung in ihrer reinsten Form und in den schlimmsten Zeiten, war ich am aktivsten viel gelesen, viel gefragt. 
Was mich zu nächsten Fragment meines Fundaments bringt. Wissen was man hat. 
Man weiß was man hat, somit woran man ist. Ich war gefasster, wusste was mich erwartet, oder konnte es zumindest Einschätzen. Floater keine Mythos, kein spirituelles Irgendwas, einfach eine Krankheit. Klar abgegrenzt mit deutlichen Grenzen, kein das leben fressendes trübes Miasma, sondern nicht viel anders als Tennisarm. Eine Abweichungen von der Norm. 

Anfangs war es wie durch glühende Kohlen laufen, jede Erkenntnis, dass die Floater nicht wieder von selbst verschwinden war bitter und tat weh. Danach aber war es besser, ich hatte alles ergründet und konnte mich ganz auf eine Lösung konzentrieren. Ob diese jetzt die Vitrektomie ist, oder ein Leben mit den Floater war damals noch nicht abzusehen. Ausgeschlossen hab ich nichts und war deswegen für alles offen.

Einfach leben

Ein Satz den mein Therapeut einmal zu mir sagte, welcher mich nachhaltig und tief beeindruckt hat war: „Es scheint sie haben alles versucht und wüssten was sie wollen, aber haben sie schon versucht einfach zu leben?“
Das hat gesessen und war so simpel wie richtig. Das hatte ich noch nicht versucht. Alles was ich bisher tat war die Trübungen, entweder aktiv zu bewältigen und zu ignorieren, oder sie loszuwerden. Sie einfach nur zu haben, wie einen Schnurrbart oder eine dämliche Frisur, war bis dahin völliges Neuland für mich. 

Aber, wie lebt man mit etwas, dass einem ständig direkt vor den Augen herumtanzt, immer da ist wohin man schaut? Naja, einfach so eben. Es bedarf keiner wunderbaren Strategie, keiner Wundermittel, keiner heiligen Eingebung, sondern nur den Willen weiter zu leben. Es ist ein Irrglaube zu denken, es gäbe dieses eine Mittelchen, diesen einen Satz, diese eine Brille, um die Trübungen für immer und nachhaltig auszublenden und danach stören sie nie wieder. Das ist etwas, dass muss man so akzeptieren, es wird immer Spannungen mit den Trübungen geben. Es wird immer Tage geben an denen sie stören. 
Wie bereits angesprochen (Was hilft gegen die Mücken?Fliegende Mücken, was tun?), muss man sich selbst auch die Möglichkeit damit geben, die Trübungen zu akzeptieren. Grundsätzlich sollte es kein Gegeneinander sein sondern ein Miteinander. 

Natürlich ist das leicht gesagt und schwer getan, aber es ist drin, denn wo ist mein Mittelpunkt? Was fokussiere ich, was lebe ich?  Lebe ich mit den Floatern, oder die Floater mit mir? Bin ich die Floater, oder habe ich sie?
Trotz zahlreicher Floater besteht die Welt noch aus 80% anderen Dingen, zwischen den Floatern ist ein bisschen Platz um durchzuschauen. Natürlich sind massive Floater eine Beeinträchtigung und mit den Floatern leben zu können und trotzdem etwas dagegen zu unternehmen, ist per se auch kein Widerspruch, sondern vielmehr notwendig. Erst akzeptiere ich etwas, so wie es jetzt ist, dann formuliere ich einen Soll-Zustand, ist dieser erreicht, kann ich mir Gedanken über alles weitere machen. 

Die logische Reihenfolge, dessen was man tun sollte, ist nicht: „Versuchen damit zu leben > Laser-Vitreolyse > Vitrektomie“, sondern (à mon avis) „Versuchen damit zu leben > scheitern > neue Strategien entwickeln > scheitern >  festes Ziel formulieren > Teilerfolg > Akzeptanz > damit leben > Entscheidung treffen, ob ein Leben mit den Floatern den eigenen Vorstellungen entspricht“.

Kann ich den letzten Punkt mit einem klaren „Ja“ beantworten, dann ist es so, wahrscheinlich erinnert man sich, dann aber kaum noch an diesen Ablauf, so bleibt die Antwort implizit, durch die Handlung. Sollte es ein „Nein“ sein, dann kann man sich Gedanken über invasive Techniken machen.

Alles in allem, ich habe Floater, ansonsten führe ich ein normales völlig durchschnittlich glückliches Leben, es ist für mich wie Regen bei einer Grillfeier, schön, wenn er weg ist, nicht schlimm, wenn er bleibt.

Fliegende Mücken, was tun?

Die Frage was man tun kann, impliziert unumgänglich, dass welche Möglichkeiten habe ich überhaupt, aber die Möglichkeiten richten sich nach dem was man möchte. Manchmal muss man das wollen, was man kann, bzw. richtet sich das „Was will ich?“nach den Möglichkeiten.
Tut man dies nicht, bzw. sträubt sich gegen diese Möglichkeiten, will aber das Produkt der Möglichkeiten, ensteht eine fast unüberbrückbare Hüde, die früher oder später dazu führt, dass man auf der Stelle tritt.

Bei Mouches Volantes sind die Varianten, dessen was man möchte, frustrierend gering. Die meisten Menschen, wollen wohl einfach nicht mehr diese Mücken vor den Augen. Verständlich. Jedoch ändert sich, dass was die meisten wollen schlagartig, wenn einem bewusst wird, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, falls das Produkt „Keine Trübungen mehr“, erreicht werden will. Eine Vitrektomie ist ein schwerer Eingriff, der Gedanke, dass sich 2 – 3 Metallstäbe durch das Auge wühlen ist erschreckend und beängstigend, gleiches gilt für die potentiellen Risiken. Verständlich. Dennoch, die Vitrektomie ist die einzige Möglichkeit diesen Wunsch zu realisieren.


Meistens wird hier die Erwartungshaltung angepasst, an das was Möglich ist. Auch das ist verständlich. Aber was ist Möglich? Mit den Trübungen zu leben, ist natürlich möglich. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass man ein glückliches erfülltes Leben mit den Trübungen führen kann, ohne Einschränkungen. Eventuell bedarf es kleiner Hilfsmittel, der kauf einer Sonnenbrille, das dimmen des Computerbildschirms oder das zuziehen der Jalousien. Das ist die Möglichkeit des „Mit den Mücken zu leben“, bzw. sich damit zur arrangieren. Dieses erwächst, aber oftmals nicht aus dem eigenen Wunsch heraus, sondern an der Ermangelung anderer Möglichkeiten. Nicht jeder, der mit den Mücken leben kann muss das tun, aber es ist Möglichkeit es zu vereinfachen.


Wie viele Menschen würden noch mit ihren Floatern leben, wenn die Vitrektomie eine Operation mit 0,0% Risiko wäre? Vermutlich nur noch Bruchteil, oder nur jene, die nicht von ihnen gestört werden.

Was passiert, wenn das Will: „Keine Trübungen mehr“, nicht an die Realität angepasst wird? Denn wer keine Vitrektomie möchte, was sehr verständlich ist, muss zwangsläufig für die nächste Zeit damit leben. Gezwungenermaßen.


Man flieht. Sucht nach einer Möglichkeit, die das Produkt einer Vitrektomie ermöglicht -ohne das Risiko-, grundsätzlich ist das nicht verwerflich, sondern verständlich. Chinesische Heilmedizin, Heilpraktiker, Heilwasser etc. etc. Nur zielführend ist es nicht. Denn mit absoluter Wahrscheinlichkeit bzw. mit 100% Sicherheit, gibt es keine andere Möglichkeit. Das Problem hieran ist, dass man sich mit der ziemlich sicheren erfolglosen suche, gleichzeitig die Möglichkeit nimmt, sich mit den Floatern zu arrangieren. Da Zielvorstellung und Realität nicht mehr kohärent sind. Man durchforstet also endlos das Internet und eifert einem Ziel hinterher, welche nicht erreichbar ist.

 

Möglichkeiten gegen die Mücken

Die harte und ernüchternde Realität gleich erstmal zu erst: Es gibt kein Naturheilverfahren/nicht operative Möglichkeit die Mücken zu entfernen. Völlig ausgeschlossen. Was von selber passieren kann, aber nicht muss, ist das sich die Mücken weiter absenken und so weniger wahrgenommen werden, oder sich der/die Betroffene daran gewöhnt. Das wars.

VitroCap und andere Irrtümer:
VitroCap oder andere Mittelchen zum einnehmen oder auch dieses ominöse Buch sind schlicht und ergreifend miese Abzocke, jedenfalls nach meiner Erfahrung. Niemand verliert dadurch seine Trübungen. Sie werden nicht einmal besser, dafür muss man einfach nur die Rezensionen lesen oder man gönnt sich 90 Tage eine Kur aus den Pillen, die man billiger und besser auch selbst zusammenstellen kann.
Das PDF-„Buch“ ist erstmal genau der selbe Unsinn, beinhaltet auch eine Ernährungsumstellung und publiziert eine Diät mit ähnlichen Inhaltsstoffen.. Eine Diät bewirkt „vielleicht“ bzw. „eventuell“ ein nicht schlimmer werden, eine Verbesserung der Sichtbarkeit der Trübungen wird aber zu 100% nicht eintreffen.
Grundsätzlich ist es eine maßlose Frechheit und an Schamlosigkeit nicht zu überbieten verzweifelten Menschen so einen Schwachsinn aufs Auge zu drücken. Diese Menschen sollte sich schämen.

Laser Vitreolyse

Hierbei werden mit einem Laser die Trübungen nach und nach verdampft. Eigentlich ein super Schritt in die richtige Richtung. Es ist – bei richtiger Ausführung – ein schonendes Verfahren fast gänzlich ohne Nebenwirkungen. Nur die Wirkung wird hier in Deutschland extrem geschönt. Bei manchen Arten von Trübungen bietet sich der Laser tatsächlich an, große zusammenhängende Verklumpungen in der Mitte des Glaskörpers, welcher sich dazu auch kaum bewegt und die Trübungen muss 3mm vor der Netzhaut und muss 3mm hinter der Linse sein. Ziemlich viele Einschränkungen und selbst wenn man alle Voraussetzungen erfüllt bleiben mit ziemlicher Sicherheit noch Floater übrig, ebenso ist es nicht ausgeschlossen sogar sehr wahrscheinlich das wieder Trübungen den Weg in das Blickfeld finden. Warum? Weil der degenerative altersbedingte Schrumpfungsprozess des Glaskörpers verantwortlich für die Trübungen ist und die hört nicht mit dem Lasern auf, sondern steigt mit dem Alterungsprozess stetig voran.
Der Grund warum Dr. med. Karl Brasse aus Vreden so gute Werte bei der Zufriedenheit seiner Kunden hat, ist seine rigorose Selektion von Patienten. Menschen die aus oben genannten Kriterien fallen werden nicht behandelt. Also ist es logisch, dass die Patienten mit den optimalen Bedienungen ein optimales Ergebnis erzielen. Es kann sein das er ein netter fähiger Arzt ist und vielen Menschen geholfen hat, aber dennoch die Kritik ist berechtigt.
Gleichfalls ist die Laser Vitreolyse ein momentan noch teures Verfahren und beachtet man den Umstand, dass der Ausgang im Vorfeld gänzlich ungewiss ist, ist dieses Verfahren momentan noch ein Witz und steckt in den Kinderschuhen.

Vitrektomie mit Gauge 23 oder Gauge 27

Kommen wir zur ultima ratio, der letzten Möglichkeit, der Vitrektomie. Hierbei wird der Glaskörper schlichtweg entfernt und durch eine andere Flüssigkeit getauscht.
Die meisten Vitrektomien werden in Deutschland pars plana durchgeführt, das heißt im geschlossenen System, bedeutet das das Auge nicht „aufgeschnitten“ wird. Es werden 2 – 3 Zugänge (ähnlich einem Portal das sich nur in eine Richtung öffnet) am Auge angebracht. Durch diese Zugänge werden die Werkzeuge (Sauger, Licht) eingeführt, das gleiche Volumen was abgesaugt wird, wird auch wieder zugeführt, so bleibt der Augeninnendruck konstant.
Nach dieser Operation hat es sich um die Trübungen erledigt, quasi für immer, falls der Glaskörper vollständig entfernt wurde. Falls nicht können an den Stellen, an denen Glaskörper übrig geblieben ist wieder Trübungen entstehen. Wie viel entfernt wird oder entfernt werden kann hängt vom Auge und dem Operateur ab. Die Zufriedenheit der operierten Patienten ist jedoch höher, wenn der Glaskörper vollständig entfernt wird.
Natürlich hat dieser Eingriff Risiken: Netzhautrisse (eher selten), vollständige Abhebung der Netzhaut (sehr selten), Infektionen (fast ausgeschlossen), Grauer Star (innherhalb von 1 – 10 Jahren, je nach Alter des Patienten. Ältere Patienten >30 bekommen schneller einen Grauen Star)

Kurz zum Grauen Star. Der Graue Star ist die am häufigsten am Auge durchgeführteste Operation der Welt. Die meisten Menschen bekommen im alter den Grauen Star, welcher sich durch eine Trübung der Augenlinse kennzeichnet und partiellen bis vollständigen Sehkraftverlust zur Folge hat. Bei der Operation wird die körpereigene Linse durch eine künstliche Linse (Monofokallinse, das zahlt die Kasse) ausgetauscht. Die Erfolgsquote liegt hierbei bei ~97%. Nach der Operation hat der Patient umgehend wieder freie Sicht, ist jedoch entweder Kurz- oder Fernsichtig, hier wird eine Brille benötigt. Danach ist die Sehkraft wieder fast vollständig (mindestens so gut wie davor) hergestellt

 

Persönliche Meinung oder was würde ich tun.

Schwierige Frage.
Die Laser Vitreolyse ist ein spannendes Verfahren für die Zukunft, aber nach meiner Einschätzung wird es mind. 10 – 20 Jahre dauern bis das Verfahren derart ausgereift ist, dass man allen Menschen mit Vertrübungen 100% heilen kann, wenn überhaupt. Dazu besteht das Risiko das sich wieder Floater ins Auge schieben und es ist vergleichsweise teuer, mit mind. 1000€ pro Auge wird man rechnen können. Ebenso gibt es zahlreiche Betroffenen die nach mehrmaligen Behandlungen einen Katarakt (Grauen Star) entwickelt haben, also das gleiche wie bei der Vitrektomie. Nach meinem jetzigen Wissenstand ist dieses Verfahren für mich keine Alternative, wenn ich etwas dagegen mache, dann einmal und dann nie wieder. Die Vitrektomie ist mittlerweile ein relativ sicheres Verfahren die Komplikationen, wenn sie denn auftreten, sind quasi vollständig unter Kontrolle. Problematisch ist hierbei die Suche nach einem Arzt, der diese Operation durchführt und dabei weiß was er tut. Hier wäre es wichtig Ärzte zu sammeln die diese Operation bereits erfolgreich durchgeführt haben, wenn das Hauptproblem „nur“ Floater waren. Falls jemand von euch solche kennen sollte, bitte in die Kommentare schreiben oder mir hier privat schicken.
Zurück zu dem was ich tue, die Entscheidung eine Vitrektomie durchzuführen ist bei mir quasi gefallen, ich habe das Geld nur noch keinen Arzt. Aber momentan versuche ich mit den Mücken Frieden zu schließen, da der Leidensdruck deswegen gerade sehr gering ist, die Operation läuft schließlich auch nicht weg.
Jeder muss die Entscheidung für sich selbst treffen, letztlich ist jede Entscheidung ok. Wer Operationen kategorisch ablehnt und lieber versucht damit zu leben hat genauso recht, wie jemand der überhaupt nicht versuch sich daran zu gewöhnen und sich gleich operieren lässt.