100% 

Es scheint, als wäre der größte Gemeinplatz der Moderne, die Perfektion. 

In der Wahrnehmung pranken -scheinbar völlig vorraussetzungslos- die 100%. Gleiches Recht für alle, keiner hat mehr verdient, als der jeweils Andere. Das ist alles, aber keine Gerechtigkeit. Jeder Unterschied nivelliert sich und alle bekommen das Gleiche. Die Frage ist hat jeder überhaupt die selben Voraussetzungen? Zweifelhaft. 

Ich besitze keinen Rollstuhl, oder eine Brille, aber nachdem jedem das Gleiche zusteht, sollte ich das doch eigentlich, oder? Hier ist der Sprung noch einfach, man wird sagen können: „Aber hey, du brauchst das doch nicht“.  Die meisten werden hier noch mitmachen, leider verlieren viele diese Logik aus den Augen, sobald es nicht mehr derart eindeutig ist. 

Sieht man jemanden mit 30 Jahren, ohne oder mit geringer Schulbildung, dann ist man eher dazu verleitet zusagen: „Selber Schuld, die Chance hat schließlich jeder“. Es geht mir nicht um das verfrühte Urteil, sondern ganz grundsätzlich um den Begriff der Chance. 

Ich hätte die Möglichkeit gehabt ein guter Fußballspieler zu sein, leider war meine Familie strukturell und finanziell nie in der Lage mir das notwendige Training zu ermöglichen. Faktisch hatte ich also von vornherein keine Chance. Traurig, wenn man bedenkt, wie viel Geld so mancher Profi verdient. 

Aber wer noch eigentlich faktisch keine Chance hatte sind z.b Neymar, Ronaldinho, Boateng, Messi  zig weitere. Also wird schnell einmal gesagt, dass viele es schwer hatten, aber wenn man es wirklich will, dann schafft man es. Hier liegt das Problem. 

Die genannten Fußballspieler könnte man auch Überlebende nennen, sie sind das 1%, welches es dennoch geschafft haben. Auf diese kommen pro Person sicherlich 1000 Andere, die genauso engagiert waren, aber denen simpel ausgedrückt das Quäntchen Glück gefehlt hat. Das Problem ist, man sieht nur das 1%, die 99% sind die 30 Jährigen ohne Schulbildung. 
Was hat das eigentlich mit Floatern zu tun? 

Akzeptanz. Die Augen sind eines der, wenn nicht sogar das wichtigste Sinnesorgan. Besteht hier ein Defizit, dann ist dies kaum auszugleichen. Man hat halt keine 100% mehr, so ist das. „Sie gewöhnen sich“, ist eigentlich ein Äquivalent zu „Sie werden lernen mit 80% zu Leben“. Der letzte Satz, ohne jede Bitterkeit, das ist der Pudelskern. Aber was tun mit dieser Weisheit? Etwas anderes, einfach leben. Die Augen sind ihre 100%, die Nase wieder 100%, die Ohren 100% und das Gehirn hat auch seine eigenen 100%. In wie vielen Bereichen nutzt man völlig selbstverschuldet nur 70%? Die Arbeit, die weitere Fremdsprache, die man schon ewig mal lernen wollte. Ein Leben besteht aus all diesen Teilen, nicht nur aus den Augen. Man sollte sich dann und wann ins Gedächtnis rufen, dass eine Methode zu fast risikofreien Entfernung der Floater, mittlerweile fast Alltag ist. 

Aber was lernen wir noch? 

Man stelle sich ein Leben vor, frei von Floatern, aber voller ungenützter Möglichkeiten. Voll trüben Stumpfsinn und Verschwendung. Jetzt stelle man sich ein Leben mit ein Leben mit vermutlich temporären Floatern vor, aber allen genutzten Möglichkeiten. Selbst wenn ich keine Floater hätte, wäre mir das zweite Leben lieber, was sind ein paar Jahre Lebenszeit mit Dreck im Auge, gegen ein ansonsten ideal genutztes Leben? 
Bei allen glücklichen Fügungen, welche leider mitentscheinden, die das Leben beeinflussen, viel liegt in der eigenen Hand. Ich bin niemals Fußballprofi geworden, weil meine Familie, dies nicht vollständig stemmen konnte. Ich habe seit einem Jahrzent Floater, obwohl die Wahrscheinlichkeit hierfür wohl gegen die 0% tendiert hat. Aber ich bin ein zufriedener Mensch, vielleicht nicht deswegen, sondern dennoch. Hier hatte ich  die Wahl und Möglichkeit, mir bleibt fast nur zu danken, denn zu wünschen bleibt nichts übrig.

Das was bleibt

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es in absehbarer Zeit eine Möglichkeit geben wird Floater, frei von jedem Risiko, aus dem Auge zu entfernen. Aktuell zeigt sich, dass eine Hoffnung dahingehend, nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Beispielsweise ein neues Operationswerkzeug für die Vitrektomie, oder eine neue Variante des Ellex-Lasers, für die Laser-Vitreolyse .

Doch ganz gleich, welches dieser Methoden -früher oder später- dazu führen wird, dass man einmal keine Floater mehr hat, eines ist sicher, sie werden einmal nicht mehr da sein. Man muss kein Optimist für diese Einstellung sein, sondern mäßig realistisch. Schließlich hat man auch jetzt schon die Möglichkeit für eine Vitrektomie, welche bei einem vollständig gesundem Auge nur sehr selten zu Komplikationen führt.

Konzentrieren wir uns also darauf, was für Erkenntnisse man erfahren kann, durch die Gewissheit, dass die Floater irgendwann verschwinden. Wagen wir zusammen einmal einen Blick in eine Zeit frei von Floatern. Es geht nicht darum sich auszumalen, wie schön die Welt einmal wieder ohne sie sein wird, sondern welche Erkenntnisse ich für die Gegenwart ziehen kann, wenn ich weiß, es ist nicht für immer.

Man stelle sich vor, man ist man selbst in 10 Jahren, man öffnet die Augen und sieht keine Floater mehr… Doch wie möchte man auf diese 10 Jahre davor zurückschauen?  Sieht man vielleicht nur das Schlechte, nur die Belastung und den Frust, oder sieht man das man sein bestes aus der Situation gemacht hat? Floater sind eine Belastung, dass ist keine Frage, aber abseits der Floater ist man vermutlich gesund. Die meisten Dinge im Leben stehen einem noch immer offen, es geht darum für sich eine Möglichkeit zu finden, sein Leben mit den Floatern so zu arrangieren, dass es für diese Situation das Beste aller Möglichen ist. Denn sieht man eines Tages 10 Jahre zurück und sieht sich wie man sich 10 Jahre ein Fundament für ein besseres Leben etwa durch: einen besseren Job, eine bessere Ausbildung oder Bildung im Allgemeinen erbaut hat, dann hat man etwas gelernt und die Erfahrung der Floater hat etwas positives gehabt.

Positiv sein, oder positiv handeln ist schwierig und mitunter anstrengend, doch hier kann der Glaube, oder viel mehr die berechtigte Hoffnung, dass dieser Zustand nur temporär ist und irgendwann nicht mehr sein wird, eine große Hilfe sein. Ich kann mich Jahre auf all das konzentrieren, was bleiben wird, wenn die Floater einmal verschwunden sind. Die Floater sind etwas temporäres, andere Dinge jedoch werden ziemlich sicher bleiben. Arbeite ich mit meinen Floatern etwa an meiner Geduld, meiner positiven Einstellung, meiner Sicht auf die Dinge, meiner Aufmerksamkeit und meinen Strategien mit traumatischen Erlebnissen fertig zu werden, dann bleiben diese Fähigkeiten mir erhalten. Ganz logisch meine Persönlichkeit, mein Ich, ist kein Floater es hängt auch nicht mit diesen zusammen, das eine geht das andere bleibt. Sehe ich in 10 Jahren auf das jetzt zurück und sehe mich allen Widrigkeiten trotzen und das beste aller möglichen Leben führen und gleichzeitig ein Fundament errichten auf welchem das Ich in 10 Jahren besser stehen wird, dann habe ich es geschafft. Ich bin gereift, niemand kann und niemand wird einem dies jemals nehmen können.

Niemand schreibt einem vor wie man seine Floater zu sehen hat. Natürlich werden die wenigsten sie als etwas positives empfinden, aber man kann nicht nur aus positiven Dingen lernen. Angenommen man sperrt sich 10 Jahre in seinem dunklen Zimmer ein und sitzt es aus, eines Tages schlägt man die floaterlosen Augen auf und einem wird bewusst, dass man 10 Jahre verschwendet hat. Dann ist man die nächsten 10 Jahre vermutlich damit beschäftigt, sich das zu verzeihen, man hat nichts gewonnen außer einem neuen frustrierenden Gedanken. In 10 Jahren kann man ein Instrument lernen und wahrscheinlich sogar sehr gut spielen, eine Sprache lernen, einen Kontinent entdecken, alle Werke von Kant/Platon/Aristoteles und Goethe lesen, vermutlich sogar alles gleichzeitig. Auch mit den Floatern, wenn lesen schwierig ist, dann kann man kreativ sein, eine Strategie entwickeln, welche es möglich macht. Lernt man eine Sprache sitzt man wahrscheinlich in der Volkshochschule in einem weißen Raum, der reinste Horror, aber nicht unmöglich, kommt man eben mit einer schwarzen Sonnenbrille und sagt: „Ich habe Albinismus“, oder „Tut mir leid, ich habe überempfindliche Augen, ich muss die Brille tragen“, wenn einem „Ich habe Floater/Glaskörpertrübungen“ unangenehm sein sollte. Es gibt leider mehr Ausreden, als Varianten etwas zu anzupacken und zu einem Ende zu bringen.

 

Produktiver Umgang

Wie lebt man mit den Floatern? Zentrale Frage. Keine eindeutige Antwort. 

Es gibt eine Voraussetzung, welche gelten muss, sonst wäre die Frage nach einem produktiven Umgang, völlig absurd. Nämlich das es potentiell möglich ist mit den Floatern zu leben. 

Kein gegen sie, kein ohne sie, ein miteinander.

Aber wie? Das wichtigste scheint ein gesundes Fundament zu sein. Für mich war es zu wissen, dass ich a) nicht alleine damit bin und b) nicht damit leben muss. B war für mich sehr wichtig, weil ich dadurch nicht mehr ausgeliefert war. Man denke an das Mittelalter, Floater zur damaligen Zeit und man hatte Pech, entweder man lebt damit, oder man zerbricht daran. Jetzt wenn man keinen Zugang zu einem produktiven Umgang mit den Floatern bekommt, gibt es die Vitrektomie. Zwar mit ihren Risiken, aber es gibt einen „Ausweg“.

A war wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass sich niemand gegen mich verschworen hat, vielen geht es ähnlich. Vielleicht ist auch jemand dabei, der damit gut umgeht, oder der sich helfen lassen hat. Das war Hoffnung in ihrer reinsten Form und in den schlimmsten Zeiten, war ich am aktivsten viel gelesen, viel gefragt. 
Was mich zu nächsten Fragment meines Fundaments bringt. Wissen was man hat. 
Man weiß was man hat, somit woran man ist. Ich war gefasster, wusste was mich erwartet, oder konnte es zumindest Einschätzen. Floater keine Mythos, kein spirituelles Irgendwas, einfach eine Krankheit. Klar abgegrenzt mit deutlichen Grenzen, kein das leben fressendes trübes Miasma, sondern nicht viel anders als Tennisarm. Eine Abweichungen von der Norm. 

Anfangs war es wie durch glühende Kohlen laufen, jede Erkenntnis, dass die Floater nicht wieder von selbst verschwinden war bitter und tat weh. Danach aber war es besser, ich hatte alles ergründet und konnte mich ganz auf eine Lösung konzentrieren. Ob diese jetzt die Vitrektomie ist, oder ein Leben mit den Floater war damals noch nicht abzusehen. Ausgeschlossen hab ich nichts und war deswegen für alles offen.

Positive Sicht

10 Jahre trübe Schleier vor den Augen, doch manche Dinge sehe ich jetzt klarer, auch dank der Floater. Natürlich, bin ich nicht dankbar Floater zu haben, ich sehe meine Floater auch nicht als Teil von „Gottes Prüfung“ oder sonstigen infantilen Versuchen der psychsichen Verzerrungs-/Abwehrmaschinerie.

 

Der Mensch handelt allgemein aufgrund äußerer Stimuli, heißt ein Reiz trifft auf Rezeptoren wird vom Gehirn verarbeitet, dieses Momentum löst etwas aus ein Lachen, Nicken, Schreien oder ganz grundsätzlich eine Reaktion. Diese Rektion wird zu einem Handeln, dieses Handeln zu einer Situation und am Ende wird all das Erfahrung. Manche Erfahrungen habe ich nur wegen, oder auch dank, meiner Floater gemacht. Bestimmte Menschen hätte ich niemals getroffen, bestimmte Situationen nicht erlebt, manche Träne nicht geweint und manches Grinsen nie gegrinst. Natürlich ist diese Sichtweise sehr von der Idee geprägt das Positive im „Ist“ zu sehen, denn ich habe nur diesen Erfahrungshorizont, ohne Floater wäre mein Leben ein anderes und dieses „Andere“ hätte genau so alle Seiten, wie dieses Jetzige.

 

Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar.

Frank Kafka

 

Doch bei all dem philosophieren, was haben mir die Floater gebracht, wo haben sie ein Fundament hinterlassen, wo vorher leeres Land war?

 

Bei meinem ersten Arztbesuch, war ich ein kleiner verängstigter Junge, der nicht wusste was los ist und nicht wusste was er tun soll. Die Meinung des Arztes, war wie von Gott gegeben. Ich war unfähig nachzufragen, oder sogar zu Widersprechen. Bei meinem letzten Besuch beim Augenarzt, war es anders. 20 Minuten saß ich da und diskutierte mit ihm, warum eine Vitrektomie kein Hirngespinst ist, warum es wichtig für mich ist und weshalb er aus seiner klinischen objektive Sichtweise mein subjektive Beeinträchtigung überhaupt nicht empathisch nachempfinden kann. Völlig ungeachtet des Ausgangs dieses Gesprächs, mir ist erst Monate später aufgefallen, dass ich gewachsen war. Raus aus meiner schüchternen Hülle hinein in ein mehr an Selbstvertrauen und Überzeugung.

 

Die ersten 2 Jahre, nachdem die Floater massiv mehr geworden sind, waren ein Horror. Ich ging weder raus, noch hatte ich Spaß, wenn ich doch mal musste. Ständig schaute ich meinen Floatern hinter her, mein kompletter Gedankenkosmos zirkulierte unaufhörlich immer und immer wieder um meine Floater. Ich konnte manchmal weder schlafen noch essen, es fühlte sich als würde ich niemals wieder glücklich werden. Unerträglich der Gedanke, dass dieses, mein einziges Leben jetzt so ist, so war es jetzt also. Das ganze Internet war voll von Hiobsbotschaften: „Es wird niemals besser werden“, „Ein Leben mit Floater ist so nicht lebenswert“. Und ich saugte alles auf, diesen ganzen Schmutz, wie ein Schwamm und kochte mir mein Destillat des Unglücks.

Wenn es allen so geht, wieso sollte es dann bei dir bitte anders sein? Doch nach Stunden der Therapie und Selbstreflexion, wich das alles einem neuen Gedanken. Na und! Dann scheitern halt alle, dann muss ich eben der Erste sein, dem es gelingt.

Resignation erstickt jede Idee von Fortschritt und Entwicklung im Keim. Selbstverständlich bin ich nicht eines Tages aufgewacht und es ging mir besser. Tausende weitere Gedanken folgten auf diesen Ersten, auch so manche Träne, mancher Rückschritt, aber auch so mancher Moment des Siegs und der Genugtuung. Jetzt ist es definitiv anders, die meiste Zeit sind meine Floater eine Randerscheinung, ein peripheres Phänomen an der Grenze meines Erkenntnishorizonts. Nicht weil ich sie ignorieren muss, um leben zu können, sondern weil ich sie kenne und ich rufe in die Welt nach draußen:„Zeig mir etwas neues, ich will alles sehen.“ Es gibt Tage da stören sie mich, aber das ist okay, die Welt ist ambivalent, mit manchen Spannungen muss man umgehen können, ohne daran zu zerbrechen.

Diese Erkenntnis diese Kompetenz werde ich wohl mein Leben lang behalten, ob Floater oder nicht, hier bin ich gewachsen. Dieser Blog war einst dazu gedacht, alle relevanten Information über Floater und Behandlungsmöglichkeiten zu sammeln und zwar ausschließlich dafür. Jetzt ist er mehr viel mehr, ein bisschen Tagebuch, ein bisschen Mutmacher und Informationen. Hätte ich keine Floater würde es ihn nicht geben und selbst wenn ich nur einen Menschen erreiche und sein Leben durch meine Worte bereichern kann, dann habe ich schon mehr gewonnen, als ich mir jemals zugetraut hätte. Selbst wenn es bei meinem eigenen bleibt.

 

Für mich ist die Vitrektomie noch immer eine Alternative und sobald der Augenblick günstig ist, werde ich auch eine machen lassen. Dies ist, zu allem vorherigen, kein Widerspruch. Denn nur, weil ich sie nicht möchte und lieber vollständig freie Sicht hätte, muss nicht alles schlecht sein. Selbst Floater haben eine zweite Seite vielleicht muss man sie nur zulassen, vielleicht muss man sie nur sehen.

Einer dieser Tage

Ich und meine Floater wir kennen uns. Ich habe ihnen Namen gegeben bis es zu viele wurden, ich habe ihnen positive Adjektive zugeschrieben bis ich keine mehr kannte, oder das Deutsche Vokabular einfach keine mehr hat. Wer weiß das so genau.

Ich bin 23 Jahre alt und lebe seit 2 Jahren mit einer schier endlosen Zahl an Trübungen in beiden Augen. Heute ist jede Augenbewegung ist ein kleiner Horror für sich.
Ich möchte ehrlich sein, ich habe Kriege mit meinen Floatern gekämpft, ich habe manchmal verloren und manchmal gewonnen. Manchmal war es auch ein Unentschieden. Als ich weinend vor meiner Freundin saß und nicht mehr weiter wusste, weil schon wieder 2 braune Schlieren den Weg in mein Auge gefunden hatte, schaute sie mich an mit ihren perfekten braunen Augen begleitet von den Worten:„Achte einfach nur auf mich, so wie ich auf dich achte“. Ein Moment so wunderbar wie auch endlos kostbar. Das war ein Unentschieden.

Heute ist einer dieser Tage, da fühle ich mich ganz weit weg von all den Siegen und Unentschieden. Es gibt da draußen ein Leben zu führen, ein Leben voll von wunderbaren Ausblicken und Augenblicken. Heute fühlt es sich so an, als würde ich durch meine Trübungen auf dieses „wunderbar“ schauen, ich bin zwar da, aber kein Teil davon. Ich bin endlos traurig und auch wütend, wütend darauf, dass ich diesen Mist habe. Wütend auf jeden Arzt, der meint man gewöhnt sich daran.

Sich daran gewöhnen, wirklich ich habe das versucht. Monatelang bin ich gegen Windmühlen angerannt, bis ich einen Punkt erreicht habe, an dem ich mir eingestehen musste, dass es besser nicht wird. Was ist besser? 
Ich gehe ohne Sonnenbrille vor die Tür, die Floater sind ein Thema, wenn sie es sein müssen (neuer Arztbesuch etc.). Was hat mich das gekostet? Hunderte Tage voller Verzweiflung, zig. Arztbesuche unzählige Therapiestunden (dazu schreibe ich mal konkreter was 🙂 ), dafür das ich jetzt kein kleines Häufchen Elend mehr bin, sondern halbwegs kompetent mit den GKT umgehen kann. Yes! Es gibt Menschen die fliegen zum Mond, ich kann mit meinen Trübungen umgehen, wenn das nicht die Definition eines erfolgreichen Lebens ist, dann weiß ich auch nicht mehr.

Auf der anderen Seite bin ich tatsächlich erst 23 Jahre alt, die Forschung bzw. die Medizin im allgemeinen, hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Schritt gemacht. Mittlerweile gibt es die Vitrektomie, sogar Ärzte die diese bei Trübungen anwenden. Immer noch zu wenige aber es gibt sie. Die Lage ist nicht hoffnungslos, sie ist kompliziert man braucht viel Geduld und einen langen Atem, aber die Floater werden vermutlich bald Geschichte sein. Was bleibt ist das Risiko der Operation.
Ich hatte vor fast 15 Jahren eine Nieren-OP, ich hab Jahre später erst erfahren, dass ich mehrmals massive Komplikationen hatte und ich tatsächlich auch hätte sterben können. Aber ich bin es nicht, vermutlich auch deswegen, weil mir das damals gar nicht bewusst war. Diese Möglichkeit gab es gar nicht, ich war komplett frei von Angst und an dem Tag meiner Vitrektomie, wird es genauso sein. Alles wird gut.

Morgen wird ein Sieg, heute ist es eine hauchdünne Niederlage.