Ich und meine Floater wir kennen uns. Ich habe ihnen Namen gegeben bis es zu viele wurden, ich habe ihnen positive Adjektive zugeschrieben bis ich keine mehr kannte, oder das Deutsche Vokabular einfach keine mehr hat. Wer weiß das so genau.
Ich bin 23 Jahre alt und lebe seit 2 Jahren mit einer schier endlosen Zahl an Trübungen in beiden Augen. Heute ist jede Augenbewegung ist ein kleiner Horror für sich.
Ich möchte ehrlich sein, ich habe Kriege mit meinen Floatern gekämpft, ich habe manchmal verloren und manchmal gewonnen. Manchmal war es auch ein Unentschieden. Als ich weinend vor meiner Freundin saß und nicht mehr weiter wusste, weil schon wieder 2 braune Schlieren den Weg in mein Auge gefunden hatte, schaute sie mich an mit ihren perfekten braunen Augen begleitet von den Worten:„Achte einfach nur auf mich, so wie ich auf dich achte“. Ein Moment so wunderbar wie auch endlos kostbar. Das war ein Unentschieden.
Heute ist einer dieser Tage, da fühle ich mich ganz weit weg von all den Siegen und Unentschieden. Es gibt da draußen ein Leben zu führen, ein Leben voll von wunderbaren Ausblicken und Augenblicken. Heute fühlt es sich so an, als würde ich durch meine Trübungen auf dieses „wunderbar“ schauen, ich bin zwar da, aber kein Teil davon. Ich bin endlos traurig und auch wütend, wütend darauf, dass ich diesen Mist habe. Wütend auf jeden Arzt, der meint man gewöhnt sich daran.
Sich daran gewöhnen, wirklich ich habe das versucht. Monatelang bin ich gegen Windmühlen angerannt, bis ich einen Punkt erreicht habe, an dem ich mir eingestehen musste, dass es besser nicht wird. Was ist besser?
Ich gehe ohne Sonnenbrille vor die Tür, die Floater sind ein Thema, wenn sie es sein müssen (neuer Arztbesuch etc.). Was hat mich das gekostet? Hunderte Tage voller Verzweiflung, zig. Arztbesuche unzählige Therapiestunden (dazu schreibe ich mal konkreter was 🙂 ), dafür das ich jetzt kein kleines Häufchen Elend mehr bin, sondern halbwegs kompetent mit den GKT umgehen kann. Yes! Es gibt Menschen die fliegen zum Mond, ich kann mit meinen Trübungen umgehen, wenn das nicht die Definition eines erfolgreichen Lebens ist, dann weiß ich auch nicht mehr.
Auf der anderen Seite bin ich tatsächlich erst 23 Jahre alt, die Forschung bzw. die Medizin im allgemeinen, hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Schritt gemacht. Mittlerweile gibt es die Vitrektomie, sogar Ärzte die diese bei Trübungen anwenden. Immer noch zu wenige aber es gibt sie. Die Lage ist nicht hoffnungslos, sie ist kompliziert man braucht viel Geduld und einen langen Atem, aber die Floater werden vermutlich bald Geschichte sein. Was bleibt ist das Risiko der Operation.
Ich hatte vor fast 15 Jahren eine Nieren-OP, ich hab Jahre später erst erfahren, dass ich mehrmals massive Komplikationen hatte und ich tatsächlich auch hätte sterben können. Aber ich bin es nicht, vermutlich auch deswegen, weil mir das damals gar nicht bewusst war. Diese Möglichkeit gab es gar nicht, ich war komplett frei von Angst und an dem Tag meiner Vitrektomie, wird es genauso sein. Alles wird gut.
Morgen wird ein Sieg, heute ist es eine hauchdünne Niederlage.