Zurück zur Welt

Licht sehen wo für andere nur Nebel ist.

Was sind Floater?

Klumpen im Glaskörper? Brocken? Ein Schleier? Nebel? Der Grund warum in letzter Zeit überhaupt nichts mehr läuft? Der Stolperstein auf der Türschwelle der einen in die eigenen vier Wände kettet?

Vom „Floater haben“ zum „mit Floatern leben“ ist es ein Marathon. Rückschläge, Entsagungen, Verzweiflung und auch Trübsinn flankieren den Weg für einen produktiven Umgang mit dem „Schlonz“.

10 Jahre Floater

Unvergessen bleibt der Arzt der mir sagt, dass sich von meiner Nasenscheidewand Partikel gelöst hätten, welche in meinen Glaskörper eingedrungen sind. Anschließend verschreibt er mir Augentropfen (Privatrezept) für teures Geld, die brennen wie Säure und nichts verändern. Damals war das schrecklich heute ist es ein guter Witz in jedem Floater Forum.

Die weiteren Augenärzte, die mich aus der Praxis schmissen oder nicht wussten was ich meine. Der Arzt in München der mich ausgelacht hat und meinte ich bräuchte eine Therapie. Irgendwie hatte er recht, aber ich war schon zwei Jahre dort. Anfangs nicht wegen der Floater – später dann schon.

Erwachen

Man kann es pathetisch finden oder ungewöhnlich, aber ich sah ab einem gewissen Punkt die Floater mehr als eine Lebensaufgabe und nicht als Schicksalsschlag. Natürlich! Dazwischen lagen Selbstmordfantasien, Angst vor die Tür zu gehen, geschlossene Rollläden, durchgeschlagene Wände, aber auch Camus, Nietzsche, Hegel, Kant, Satre und Schopenhauer.  All das machte die Floater zu mehr als schwirrende Klumpen. Wie Max Frisch in Montauk über seinen Freund Werner Coninx schreibt, dass er durch ein mehr an Bildung und Interesse ein gehaltvolleres Leben hatte als Frisch dies je zuteil wurde. In Montauk sind es Landschaften, Literatur, Kunst und Kultur in meinem Leben sind es braune Punkte im Auge. Tragisch, aber warum nicht?

Seit Anfang 2017 kein einziger Tag mehr an dem ich wegen der Floater Zuhause blieb, oder das Gefühl mich selbst mit einer Nadel und einem Strohhalm zu vitrektomieren.

Ein neuer Beginn

Einen Satz den ich Anfangs wie ein Mantra vor mir her sprach, wenn ich dachte, dass die Welt unter mir nun doch gleich implodieren müsste:

„Wenn die Augen schon nichts mehr sind, dann mach den Rest vom Leben gut“.

Es ist hier niemandem etwas zu verkaufen, also kann ich deutlich machen, dass ich ein Leben ohne Floater jederzeit bevorzugen würde, aber überzeugt bin so gut wie ich geht kaum einer mit seinen um. Manche Tage – diese werden auch immer häufiger – sind die fliegenden Mücken kein Gedanke in meinem Kopf. Die Zeiten des „panisch gegen weiße Wände schauen“ oder „schnell bei Dunkelheit durch Lichtquellen von links nach rechts schauen“ sind vorbei – endlich. Die meiste Zeit hat mich die Wut, Angst und Fassungslosigkeit über meinen Zustand mehr verfolgt als die Mouches Volantes selbst.

Mein Wille in mich, meine Bildung, Freunde, Freundin und generell mein Leben zu investieren hat sich gelohnt.

Ich kann nur jedem wünschen sich auf die Welt hinter der Floater zu konzentrieren, denn es gibt eine und die ist wunderschön.

 

Zu neuen Ufern? Teil 2

Mein Termin steht jetzt gegen Ende Oktober. Ich bin ehrlich, ich bin ziemlich aufgeregt und habe auch Angst davor wieder zum Augenarzt zu gehen.

Meine Bitte nach Vitrektomie war schon ziemlich eindeutig, aber Kopf martern momentan gefühlt 1000 Fragen.

  • Sehen die die Floater?
  • Wie reagieren die Ärzte?
  • War mein sehr gerades und konsequentes Auftreten vielleicht peinlich
  • Was denken die von mir?
  • Ist es überhaupt schlimm genug?
  • Was, wenn ich wieder nach Hause geschickt werde?

Ich glaube ich werde darauf keine Antwort finden, vermutlich ist es ganz normal, dass ich mich das Frage.

Schließlich ist es ein sehr großer Schritt. Die Augen sind mit das wichtigste Sinnesorgan und, wenn man sich für eine OP entscheidet, dann sollte das gut überlegt sein. Ich habe 10 Jahre Floater, seit 4 Jahre sind sie so massiv, dass ich konsequent jeden Hörsaal vermeide. Ich habe 3 Jahre dagegen gekämpft und ich denke, dass ich so leben könnte. Ich habe irgendwann vor einem Jahr einen Punkt erreicht an dem mich die Floater zwar noch stören, aber ich gut damit leben kann. Ich wieder fröhlicher bin, einen Stück von meiner früheren Lebensfreude zurück gewonnen habe und trotzdem….

Vor 3 Jahren, als ich das erste mal an eine OP gedacht habe, da war mir klar, irgendwann werde ich es ohnehin machen lassen, wenn es schlimmer wird, wenn es ein „besseres“  Op-Verfahren gibt. Aber, wenn ich es sowieso irgendwann mache, warum dann nicht jetzt?

Ich habe mein Leben um die Floater gebaut und ich lebe so wie jetzt sehr gut damit, aber will ich das?

Zu neuen Ufern?

Es ist kurz vor meinem 24 Geburtstag. Noch in diesem Monat sind es glatt 10 Jahre, dass ich Floater habe.

Ich habe die letzten Monate viel nachgedacht. Nach dem euphorischen ersten Jahr ist dieser Blog ein bisschen liegen geblieben, es gab einfach zu viel neben den Floatern was wichtig war. Spannende neue Erfahrungen nur ein Überblick:

  • 2 Wöchiges Fest in meiner Heimatstadt mit mir als Veranstalter
  • Job an der Universität
  • Studium mit sehr guten Leistungen
  • Eine neue Liebe
  • Mehrere Besuche bei alten Verwandten, welche ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen habe

 

Trotz der Floater und der damit einhergehenden Belastung war es ein schönes und erfolgreiches Jahr.

Nachdem ich jetzt einige Zeit versucht habe die Floater aus meiner Wahrnehmung zu verdrängen, bin ich momentan dabei mir einen Operateur zu suchen und mich für eine Operation zu empfehlen. Nachdem ich schon einige gescheiterte Versuche hinter mir habe, habe ich die Strategie gewechselt. Ich spiele mittlerweile mit offenen Karten und Frage direkt nach der Vitrektomie. Ich bin erst/bald 24 Jahre meine Aussichten auf einen Operateur, welcher gewillt ist mich zu operieren, sind denkbar schlecht.

Ich füge die Email ein, falls jemand ähnliche Schwierigkeiten hat und eine ähnliche Strategie versuchen möchte.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin Herr Mustermann 23 Jahre alt und bin momentan Student. Seit ca. 4 Jahren habe ich massive Floater in beiden Augen, vor 10 Jahren habe ich die ersten bemerkt.

Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt und 2 Jahre eine Verhaltenstherapie deswegen gemacht. Leider bin ich mittlerweile an einem Punkt, an dem ich nicht mehr so weiter machen kann wie bisher. Momentan ist mein Studium für mich nicht mehr durchführbar, jeder Seminar- und Vorlesungssaal ist weiß und mitunter stark ausgeleuchtet. Die Belastung ist immens.

Ebenso ist ein schlichtes nach draußen gehen, oder ein blauer Himmel eine endlose Tortur.

Ich schreibe ihnen, weil ein Bekannter von mir eine PPV bei ihnen hat machen lassen und ein gutes Ergebnis erzielt hat. Ich hätte gernen einen Termin, in welchem wir die Möglichkeiten diskutieren, die mir zur Verfügung stehen. Ich sehe mich außer Stande so weiter zu machen wie bisher.

Termine sind für mich am besten Donnerstags/Freitags wahrnehmbar, ich bin außerdem bei der AOK versichert.

Ich bitte Sie darum, mich nur zu berücksichtigen, wenn eine Operation auch bei jüngeren Menschen für Sie in Frage kommt. Ich habe hiermit schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, ich habe mir diesen Schritt reiflich überlegt, dies ist keine unüberlegte Impulshandlung.

Sie erreichen mich entweder per Mail, oder telefonisch unter der XY.

Falls die Möglichkeit besteht, würde ich sie bitten meinen Wunsch/Anfrage vor ab an einen Operateur weiterzuleiten, um abzuklären, ob in meinem Alter, von ihrer Seite aus, überhaupt operiert wird.

Bei der letzten Kontrolle war die Netzhaut in bestem Zustand, ich habe weder Kurz-/Fernsichtigkeit noch andere Erkrankungen, bis auf die Glaskörpertrübungen.

Mit freundlichen Grüßen
Herr Mustermann
Daraufhin folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Mustermann,

vielen Dank für Ihre Nachricht an unsere Klinik.

Um Ihren Befund genau beurteilen zu können, müssten wir Sie einmal genau untersuchen. Hierzu ist auch eine Pupillenweitstellung notwendig (Autofahren danach nicht möglich). Im Anschluss an die Untersuchung würden wir Sie für das weitere Vorgehen entsprechend beraten.

Wenn Sie dies möchten, würde ich Sie um eine telefonische Terminvereinbarung unter XY in unserer Hauptabteilung bitten.

Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Dr. Musterfrau

Oberärztin der Klinik

Ich antwortete:

Sehr geehrte Frau Musterfrau,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich möchte nicht resolut, oder ungnädig wirken. Ich war bereits bei zahlreichen ÄrztenInnen in meiner Umgebung, nach der Routineuntersuchung und der Besprechung des Befunds bekam ich, bis jetzt, immer eine Absage. Weil grundsätzlich nicht in diesem Alter operiert wird.

Ich weiß, dass ein Grauer Star wohl die Konsequenz sein wird. Gleichfalls bin ich mir im klaren, dass die Operation schwerwiegende Komplikationen haben kann.

Ich habe kein Interesse an einer Voruntersuchung, wenn das Ergebnis („Da operieren wir nicht, sie sind zu jung, gewöhnen sie sich daran“) schon im vornherein feststeht.

Deshalb kommt ein Termin bei Ihnen für mich erst in Frage, wenn ich im vorraus die Zusicherung erhalte, dass eine Operation, bei günstigen Bedingungen, bei denen Alter keine ist, erwogen wird.

Bitte verstehen Sie mich da, Glaskörpertrübungen sind immer auch mit einer Patientengeschichte verbunden, die sich dadurch auszeichnet, dass man in quälend hellen Warteräumen sitzt und anschließend frustriert nach Hause geht, weil man „zu Jung“ ist.

Mit freundlichen Grüßen
Herr Mustermann
Die Antwort kam nur eine Stunde später:

Sehr geehrter Herr Mustermann,

ich würde nicht von vornherein sagen, dass eine OP bei Ihnen grundsätzlich nicht möglich ist.

Der klinische Befund und der subjektive Leidensdruck sind entscheidend.

Mehr kann ich aber ohne Untersuchung zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wofür Sie sicherlich Verständnis haben.

Gerne vereinbaren Sie einen Untersuchungstermin bei uns, wenn Sie dies möchten.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Aussagen geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Dr. Musterfrau

Oberärztin

 

 

Ich werde in den nächsten Wochen einen Termin vereinbaren und dann alles weitere besprechen, ich halte euch auf dem Laufenden.

100% 

Es scheint, als wäre der größte Gemeinplatz der Moderne, die Perfektion. 

In der Wahrnehmung pranken -scheinbar völlig vorraussetzungslos- die 100%. Gleiches Recht für alle, keiner hat mehr verdient, als der jeweils Andere. Das ist alles, aber keine Gerechtigkeit. Jeder Unterschied nivelliert sich und alle bekommen das Gleiche. Die Frage ist hat jeder überhaupt die selben Voraussetzungen? Zweifelhaft. 

Ich besitze keinen Rollstuhl, oder eine Brille, aber nachdem jedem das Gleiche zusteht, sollte ich das doch eigentlich, oder? Hier ist der Sprung noch einfach, man wird sagen können: „Aber hey, du brauchst das doch nicht“.  Die meisten werden hier noch mitmachen, leider verlieren viele diese Logik aus den Augen, sobald es nicht mehr derart eindeutig ist. 

Sieht man jemanden mit 30 Jahren, ohne oder mit geringer Schulbildung, dann ist man eher dazu verleitet zusagen: „Selber Schuld, die Chance hat schließlich jeder“. Es geht mir nicht um das verfrühte Urteil, sondern ganz grundsätzlich um den Begriff der Chance. 

Ich hätte die Möglichkeit gehabt ein guter Fußballspieler zu sein, leider war meine Familie strukturell und finanziell nie in der Lage mir das notwendige Training zu ermöglichen. Faktisch hatte ich also von vornherein keine Chance. Traurig, wenn man bedenkt, wie viel Geld so mancher Profi verdient. 

Aber wer noch eigentlich faktisch keine Chance hatte sind z.b Neymar, Ronaldinho, Boateng, Messi  zig weitere. Also wird schnell einmal gesagt, dass viele es schwer hatten, aber wenn man es wirklich will, dann schafft man es. Hier liegt das Problem. 

Die genannten Fußballspieler könnte man auch Überlebende nennen, sie sind das 1%, welches es dennoch geschafft haben. Auf diese kommen pro Person sicherlich 1000 Andere, die genauso engagiert waren, aber denen simpel ausgedrückt das Quäntchen Glück gefehlt hat. Das Problem ist, man sieht nur das 1%, die 99% sind die 30 Jährigen ohne Schulbildung. 
Was hat das eigentlich mit Floatern zu tun? 

Akzeptanz. Die Augen sind eines der, wenn nicht sogar das wichtigste Sinnesorgan. Besteht hier ein Defizit, dann ist dies kaum auszugleichen. Man hat halt keine 100% mehr, so ist das. „Sie gewöhnen sich“, ist eigentlich ein Äquivalent zu „Sie werden lernen mit 80% zu Leben“. Der letzte Satz, ohne jede Bitterkeit, das ist der Pudelskern. Aber was tun mit dieser Weisheit? Etwas anderes, einfach leben. Die Augen sind ihre 100%, die Nase wieder 100%, die Ohren 100% und das Gehirn hat auch seine eigenen 100%. In wie vielen Bereichen nutzt man völlig selbstverschuldet nur 70%? Die Arbeit, die weitere Fremdsprache, die man schon ewig mal lernen wollte. Ein Leben besteht aus all diesen Teilen, nicht nur aus den Augen. Man sollte sich dann und wann ins Gedächtnis rufen, dass eine Methode zu fast risikofreien Entfernung der Floater, mittlerweile fast Alltag ist. 

Aber was lernen wir noch? 

Man stelle sich ein Leben vor, frei von Floatern, aber voller ungenützter Möglichkeiten. Voll trüben Stumpfsinn und Verschwendung. Jetzt stelle man sich ein Leben mit ein Leben mit vermutlich temporären Floatern vor, aber allen genutzten Möglichkeiten. Selbst wenn ich keine Floater hätte, wäre mir das zweite Leben lieber, was sind ein paar Jahre Lebenszeit mit Dreck im Auge, gegen ein ansonsten ideal genutztes Leben? 
Bei allen glücklichen Fügungen, welche leider mitentscheinden, die das Leben beeinflussen, viel liegt in der eigenen Hand. Ich bin niemals Fußballprofi geworden, weil meine Familie, dies nicht vollständig stemmen konnte. Ich habe seit einem Jahrzent Floater, obwohl die Wahrscheinlichkeit hierfür wohl gegen die 0% tendiert hat. Aber ich bin ein zufriedener Mensch, vielleicht nicht deswegen, sondern dennoch. Hier hatte ich  die Wahl und Möglichkeit, mir bleibt fast nur zu danken, denn zu wünschen bleibt nichts übrig.

Das was bleibt

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es in absehbarer Zeit eine Möglichkeit geben wird Floater, frei von jedem Risiko, aus dem Auge zu entfernen. Aktuell zeigt sich, dass eine Hoffnung dahingehend, nicht völlig aus der Luft gegriffen ist. Beispielsweise ein neues Operationswerkzeug für die Vitrektomie, oder eine neue Variante des Ellex-Lasers, für die Laser-Vitreolyse .

Doch ganz gleich, welches dieser Methoden -früher oder später- dazu führen wird, dass man einmal keine Floater mehr hat, eines ist sicher, sie werden einmal nicht mehr da sein. Man muss kein Optimist für diese Einstellung sein, sondern mäßig realistisch. Schließlich hat man auch jetzt schon die Möglichkeit für eine Vitrektomie, welche bei einem vollständig gesundem Auge nur sehr selten zu Komplikationen führt.

Konzentrieren wir uns also darauf, was für Erkenntnisse man erfahren kann, durch die Gewissheit, dass die Floater irgendwann verschwinden. Wagen wir zusammen einmal einen Blick in eine Zeit frei von Floatern. Es geht nicht darum sich auszumalen, wie schön die Welt einmal wieder ohne sie sein wird, sondern welche Erkenntnisse ich für die Gegenwart ziehen kann, wenn ich weiß, es ist nicht für immer.

Man stelle sich vor, man ist man selbst in 10 Jahren, man öffnet die Augen und sieht keine Floater mehr… Doch wie möchte man auf diese 10 Jahre davor zurückschauen?  Sieht man vielleicht nur das Schlechte, nur die Belastung und den Frust, oder sieht man das man sein bestes aus der Situation gemacht hat? Floater sind eine Belastung, dass ist keine Frage, aber abseits der Floater ist man vermutlich gesund. Die meisten Dinge im Leben stehen einem noch immer offen, es geht darum für sich eine Möglichkeit zu finden, sein Leben mit den Floatern so zu arrangieren, dass es für diese Situation das Beste aller Möglichen ist. Denn sieht man eines Tages 10 Jahre zurück und sieht sich wie man sich 10 Jahre ein Fundament für ein besseres Leben etwa durch: einen besseren Job, eine bessere Ausbildung oder Bildung im Allgemeinen erbaut hat, dann hat man etwas gelernt und die Erfahrung der Floater hat etwas positives gehabt.

Positiv sein, oder positiv handeln ist schwierig und mitunter anstrengend, doch hier kann der Glaube, oder viel mehr die berechtigte Hoffnung, dass dieser Zustand nur temporär ist und irgendwann nicht mehr sein wird, eine große Hilfe sein. Ich kann mich Jahre auf all das konzentrieren, was bleiben wird, wenn die Floater einmal verschwunden sind. Die Floater sind etwas temporäres, andere Dinge jedoch werden ziemlich sicher bleiben. Arbeite ich mit meinen Floatern etwa an meiner Geduld, meiner positiven Einstellung, meiner Sicht auf die Dinge, meiner Aufmerksamkeit und meinen Strategien mit traumatischen Erlebnissen fertig zu werden, dann bleiben diese Fähigkeiten mir erhalten. Ganz logisch meine Persönlichkeit, mein Ich, ist kein Floater es hängt auch nicht mit diesen zusammen, das eine geht das andere bleibt. Sehe ich in 10 Jahren auf das jetzt zurück und sehe mich allen Widrigkeiten trotzen und das beste aller möglichen Leben führen und gleichzeitig ein Fundament errichten auf welchem das Ich in 10 Jahren besser stehen wird, dann habe ich es geschafft. Ich bin gereift, niemand kann und niemand wird einem dies jemals nehmen können.

Niemand schreibt einem vor wie man seine Floater zu sehen hat. Natürlich werden die wenigsten sie als etwas positives empfinden, aber man kann nicht nur aus positiven Dingen lernen. Angenommen man sperrt sich 10 Jahre in seinem dunklen Zimmer ein und sitzt es aus, eines Tages schlägt man die floaterlosen Augen auf und einem wird bewusst, dass man 10 Jahre verschwendet hat. Dann ist man die nächsten 10 Jahre vermutlich damit beschäftigt, sich das zu verzeihen, man hat nichts gewonnen außer einem neuen frustrierenden Gedanken. In 10 Jahren kann man ein Instrument lernen und wahrscheinlich sogar sehr gut spielen, eine Sprache lernen, einen Kontinent entdecken, alle Werke von Kant/Platon/Aristoteles und Goethe lesen, vermutlich sogar alles gleichzeitig. Auch mit den Floatern, wenn lesen schwierig ist, dann kann man kreativ sein, eine Strategie entwickeln, welche es möglich macht. Lernt man eine Sprache sitzt man wahrscheinlich in der Volkshochschule in einem weißen Raum, der reinste Horror, aber nicht unmöglich, kommt man eben mit einer schwarzen Sonnenbrille und sagt: „Ich habe Albinismus“, oder „Tut mir leid, ich habe überempfindliche Augen, ich muss die Brille tragen“, wenn einem „Ich habe Floater/Glaskörpertrübungen“ unangenehm sein sollte. Es gibt leider mehr Ausreden, als Varianten etwas zu anzupacken und zu einem Ende zu bringen.

 

Produktiver Umgang

Wie lebt man mit den Floatern? Zentrale Frage. Keine eindeutige Antwort. 

Es gibt eine Voraussetzung, welche gelten muss, sonst wäre die Frage nach einem produktiven Umgang, völlig absurd. Nämlich das es potentiell möglich ist mit den Floatern zu leben. 

Kein gegen sie, kein ohne sie, ein miteinander.

Aber wie? Das wichtigste scheint ein gesundes Fundament zu sein. Für mich war es zu wissen, dass ich a) nicht alleine damit bin und b) nicht damit leben muss. B war für mich sehr wichtig, weil ich dadurch nicht mehr ausgeliefert war. Man denke an das Mittelalter, Floater zur damaligen Zeit und man hatte Pech, entweder man lebt damit, oder man zerbricht daran. Jetzt wenn man keinen Zugang zu einem produktiven Umgang mit den Floatern bekommt, gibt es die Vitrektomie. Zwar mit ihren Risiken, aber es gibt einen „Ausweg“.

A war wichtig, weil es mir gezeigt hat, dass sich niemand gegen mich verschworen hat, vielen geht es ähnlich. Vielleicht ist auch jemand dabei, der damit gut umgeht, oder der sich helfen lassen hat. Das war Hoffnung in ihrer reinsten Form und in den schlimmsten Zeiten, war ich am aktivsten viel gelesen, viel gefragt. 
Was mich zu nächsten Fragment meines Fundaments bringt. Wissen was man hat. 
Man weiß was man hat, somit woran man ist. Ich war gefasster, wusste was mich erwartet, oder konnte es zumindest Einschätzen. Floater keine Mythos, kein spirituelles Irgendwas, einfach eine Krankheit. Klar abgegrenzt mit deutlichen Grenzen, kein das leben fressendes trübes Miasma, sondern nicht viel anders als Tennisarm. Eine Abweichungen von der Norm. 

Anfangs war es wie durch glühende Kohlen laufen, jede Erkenntnis, dass die Floater nicht wieder von selbst verschwinden war bitter und tat weh. Danach aber war es besser, ich hatte alles ergründet und konnte mich ganz auf eine Lösung konzentrieren. Ob diese jetzt die Vitrektomie ist, oder ein Leben mit den Floater war damals noch nicht abzusehen. Ausgeschlossen hab ich nichts und war deswegen für alles offen.

Positive Sicht

10 Jahre trübe Schleier vor den Augen, doch manche Dinge sehe ich jetzt klarer, auch dank der Floater. Natürlich, bin ich nicht dankbar Floater zu haben, ich sehe meine Floater auch nicht als Teil von „Gottes Prüfung“ oder sonstigen infantilen Versuchen der psychsichen Verzerrungs-/Abwehrmaschinerie.

 

Der Mensch handelt allgemein aufgrund äußerer Stimuli, heißt ein Reiz trifft auf Rezeptoren wird vom Gehirn verarbeitet, dieses Momentum löst etwas aus ein Lachen, Nicken, Schreien oder ganz grundsätzlich eine Reaktion. Diese Rektion wird zu einem Handeln, dieses Handeln zu einer Situation und am Ende wird all das Erfahrung. Manche Erfahrungen habe ich nur wegen, oder auch dank, meiner Floater gemacht. Bestimmte Menschen hätte ich niemals getroffen, bestimmte Situationen nicht erlebt, manche Träne nicht geweint und manches Grinsen nie gegrinst. Natürlich ist diese Sichtweise sehr von der Idee geprägt das Positive im „Ist“ zu sehen, denn ich habe nur diesen Erfahrungshorizont, ohne Floater wäre mein Leben ein anderes und dieses „Andere“ hätte genau so alle Seiten, wie dieses Jetzige.

 

Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar.

Frank Kafka

 

Doch bei all dem philosophieren, was haben mir die Floater gebracht, wo haben sie ein Fundament hinterlassen, wo vorher leeres Land war?

 

Bei meinem ersten Arztbesuch, war ich ein kleiner verängstigter Junge, der nicht wusste was los ist und nicht wusste was er tun soll. Die Meinung des Arztes, war wie von Gott gegeben. Ich war unfähig nachzufragen, oder sogar zu Widersprechen. Bei meinem letzten Besuch beim Augenarzt, war es anders. 20 Minuten saß ich da und diskutierte mit ihm, warum eine Vitrektomie kein Hirngespinst ist, warum es wichtig für mich ist und weshalb er aus seiner klinischen objektive Sichtweise mein subjektive Beeinträchtigung überhaupt nicht empathisch nachempfinden kann. Völlig ungeachtet des Ausgangs dieses Gesprächs, mir ist erst Monate später aufgefallen, dass ich gewachsen war. Raus aus meiner schüchternen Hülle hinein in ein mehr an Selbstvertrauen und Überzeugung.

 

Die ersten 2 Jahre, nachdem die Floater massiv mehr geworden sind, waren ein Horror. Ich ging weder raus, noch hatte ich Spaß, wenn ich doch mal musste. Ständig schaute ich meinen Floatern hinter her, mein kompletter Gedankenkosmos zirkulierte unaufhörlich immer und immer wieder um meine Floater. Ich konnte manchmal weder schlafen noch essen, es fühlte sich als würde ich niemals wieder glücklich werden. Unerträglich der Gedanke, dass dieses, mein einziges Leben jetzt so ist, so war es jetzt also. Das ganze Internet war voll von Hiobsbotschaften: „Es wird niemals besser werden“, „Ein Leben mit Floater ist so nicht lebenswert“. Und ich saugte alles auf, diesen ganzen Schmutz, wie ein Schwamm und kochte mir mein Destillat des Unglücks.

Wenn es allen so geht, wieso sollte es dann bei dir bitte anders sein? Doch nach Stunden der Therapie und Selbstreflexion, wich das alles einem neuen Gedanken. Na und! Dann scheitern halt alle, dann muss ich eben der Erste sein, dem es gelingt.

Resignation erstickt jede Idee von Fortschritt und Entwicklung im Keim. Selbstverständlich bin ich nicht eines Tages aufgewacht und es ging mir besser. Tausende weitere Gedanken folgten auf diesen Ersten, auch so manche Träne, mancher Rückschritt, aber auch so mancher Moment des Siegs und der Genugtuung. Jetzt ist es definitiv anders, die meiste Zeit sind meine Floater eine Randerscheinung, ein peripheres Phänomen an der Grenze meines Erkenntnishorizonts. Nicht weil ich sie ignorieren muss, um leben zu können, sondern weil ich sie kenne und ich rufe in die Welt nach draußen:„Zeig mir etwas neues, ich will alles sehen.“ Es gibt Tage da stören sie mich, aber das ist okay, die Welt ist ambivalent, mit manchen Spannungen muss man umgehen können, ohne daran zu zerbrechen.

Diese Erkenntnis diese Kompetenz werde ich wohl mein Leben lang behalten, ob Floater oder nicht, hier bin ich gewachsen. Dieser Blog war einst dazu gedacht, alle relevanten Information über Floater und Behandlungsmöglichkeiten zu sammeln und zwar ausschließlich dafür. Jetzt ist er mehr viel mehr, ein bisschen Tagebuch, ein bisschen Mutmacher und Informationen. Hätte ich keine Floater würde es ihn nicht geben und selbst wenn ich nur einen Menschen erreiche und sein Leben durch meine Worte bereichern kann, dann habe ich schon mehr gewonnen, als ich mir jemals zugetraut hätte. Selbst wenn es bei meinem eigenen bleibt.

 

Für mich ist die Vitrektomie noch immer eine Alternative und sobald der Augenblick günstig ist, werde ich auch eine machen lassen. Dies ist, zu allem vorherigen, kein Widerspruch. Denn nur, weil ich sie nicht möchte und lieber vollständig freie Sicht hätte, muss nicht alles schlecht sein. Selbst Floater haben eine zweite Seite vielleicht muss man sie nur zulassen, vielleicht muss man sie nur sehen.

Einfach leben

Ein Satz den mein Therapeut einmal zu mir sagte, welcher mich nachhaltig und tief beeindruckt hat war: „Es scheint sie haben alles versucht und wüssten was sie wollen, aber haben sie schon versucht einfach zu leben?“
Das hat gesessen und war so simpel wie richtig. Das hatte ich noch nicht versucht. Alles was ich bisher tat war die Trübungen, entweder aktiv zu bewältigen und zu ignorieren, oder sie loszuwerden. Sie einfach nur zu haben, wie einen Schnurrbart oder eine dämliche Frisur, war bis dahin völliges Neuland für mich. 

Aber, wie lebt man mit etwas, dass einem ständig direkt vor den Augen herumtanzt, immer da ist wohin man schaut? Naja, einfach so eben. Es bedarf keiner wunderbaren Strategie, keiner Wundermittel, keiner heiligen Eingebung, sondern nur den Willen weiter zu leben. Es ist ein Irrglaube zu denken, es gäbe dieses eine Mittelchen, diesen einen Satz, diese eine Brille, um die Trübungen für immer und nachhaltig auszublenden und danach stören sie nie wieder. Das ist etwas, dass muss man so akzeptieren, es wird immer Spannungen mit den Trübungen geben. Es wird immer Tage geben an denen sie stören. 
Wie bereits angesprochen (Was hilft gegen die Mücken?Fliegende Mücken, was tun?), muss man sich selbst auch die Möglichkeit damit geben, die Trübungen zu akzeptieren. Grundsätzlich sollte es kein Gegeneinander sein sondern ein Miteinander. 

Natürlich ist das leicht gesagt und schwer getan, aber es ist drin, denn wo ist mein Mittelpunkt? Was fokussiere ich, was lebe ich?  Lebe ich mit den Floatern, oder die Floater mit mir? Bin ich die Floater, oder habe ich sie?
Trotz zahlreicher Floater besteht die Welt noch aus 80% anderen Dingen, zwischen den Floatern ist ein bisschen Platz um durchzuschauen. Natürlich sind massive Floater eine Beeinträchtigung und mit den Floatern leben zu können und trotzdem etwas dagegen zu unternehmen, ist per se auch kein Widerspruch, sondern vielmehr notwendig. Erst akzeptiere ich etwas, so wie es jetzt ist, dann formuliere ich einen Soll-Zustand, ist dieser erreicht, kann ich mir Gedanken über alles weitere machen. 

Die logische Reihenfolge, dessen was man tun sollte, ist nicht: „Versuchen damit zu leben > Laser-Vitreolyse > Vitrektomie“, sondern (à mon avis) „Versuchen damit zu leben > scheitern > neue Strategien entwickeln > scheitern >  festes Ziel formulieren > Teilerfolg > Akzeptanz > damit leben > Entscheidung treffen, ob ein Leben mit den Floatern den eigenen Vorstellungen entspricht“.

Kann ich den letzten Punkt mit einem klaren „Ja“ beantworten, dann ist es so, wahrscheinlich erinnert man sich, dann aber kaum noch an diesen Ablauf, so bleibt die Antwort implizit, durch die Handlung. Sollte es ein „Nein“ sein, dann kann man sich Gedanken über invasive Techniken machen.

Alles in allem, ich habe Floater, ansonsten führe ich ein normales völlig durchschnittlich glückliches Leben, es ist für mich wie Regen bei einer Grillfeier, schön, wenn er weg ist, nicht schlimm, wenn er bleibt.

Fliegende Mücken, was tun?

Die Frage was man tun kann, impliziert unumgänglich, dass welche Möglichkeiten habe ich überhaupt, aber die Möglichkeiten richten sich nach dem was man möchte. Manchmal muss man das wollen, was man kann, bzw. richtet sich das „Was will ich?“nach den Möglichkeiten.
Tut man dies nicht, bzw. sträubt sich gegen diese Möglichkeiten, will aber das Produkt der Möglichkeiten, ensteht eine fast unüberbrückbare Hüde, die früher oder später dazu führt, dass man auf der Stelle tritt.

Bei Mouches Volantes sind die Varianten, dessen was man möchte, frustrierend gering. Die meisten Menschen, wollen wohl einfach nicht mehr diese Mücken vor den Augen. Verständlich. Jedoch ändert sich, dass was die meisten wollen schlagartig, wenn einem bewusst wird, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, falls das Produkt „Keine Trübungen mehr“, erreicht werden will. Eine Vitrektomie ist ein schwerer Eingriff, der Gedanke, dass sich 2 – 3 Metallstäbe durch das Auge wühlen ist erschreckend und beängstigend, gleiches gilt für die potentiellen Risiken. Verständlich. Dennoch, die Vitrektomie ist die einzige Möglichkeit diesen Wunsch zu realisieren.


Meistens wird hier die Erwartungshaltung angepasst, an das was Möglich ist. Auch das ist verständlich. Aber was ist Möglich? Mit den Trübungen zu leben, ist natürlich möglich. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass man ein glückliches erfülltes Leben mit den Trübungen führen kann, ohne Einschränkungen. Eventuell bedarf es kleiner Hilfsmittel, der kauf einer Sonnenbrille, das dimmen des Computerbildschirms oder das zuziehen der Jalousien. Das ist die Möglichkeit des „Mit den Mücken zu leben“, bzw. sich damit zur arrangieren. Dieses erwächst, aber oftmals nicht aus dem eigenen Wunsch heraus, sondern an der Ermangelung anderer Möglichkeiten. Nicht jeder, der mit den Mücken leben kann muss das tun, aber es ist Möglichkeit es zu vereinfachen.


Wie viele Menschen würden noch mit ihren Floatern leben, wenn die Vitrektomie eine Operation mit 0,0% Risiko wäre? Vermutlich nur noch Bruchteil, oder nur jene, die nicht von ihnen gestört werden.

Was passiert, wenn das Will: „Keine Trübungen mehr“, nicht an die Realität angepasst wird? Denn wer keine Vitrektomie möchte, was sehr verständlich ist, muss zwangsläufig für die nächste Zeit damit leben. Gezwungenermaßen.


Man flieht. Sucht nach einer Möglichkeit, die das Produkt einer Vitrektomie ermöglicht -ohne das Risiko-, grundsätzlich ist das nicht verwerflich, sondern verständlich. Chinesische Heilmedizin, Heilpraktiker, Heilwasser etc. etc. Nur zielführend ist es nicht. Denn mit absoluter Wahrscheinlichkeit bzw. mit 100% Sicherheit, gibt es keine andere Möglichkeit. Das Problem hieran ist, dass man sich mit der ziemlich sicheren erfolglosen suche, gleichzeitig die Möglichkeit nimmt, sich mit den Floatern zu arrangieren. Da Zielvorstellung und Realität nicht mehr kohärent sind. Man durchforstet also endlos das Internet und eifert einem Ziel hinterher, welche nicht erreichbar ist.

 

Lebensgeschichte 4 Soll ich, oder soll ich nicht

Im letzten Teil habe ich erfahren, dass es die Vitrektomie gibt. Ich bin Anfangs davon ausgegangen, dass die Vitrektomie kein Risiko hat. Ich hatte schlichtweg keine Ahnung, was das für eine Operation ist. Doch bald war klar, so simpel wie ich mir das vorgestellt hatte ist es dann doch nicht.

Es macht einen Unterschied, ob der Glaskörper noch vollständig oder partiell an der Netzhaut anliegt, oder eben nicht.

 

FUN FACT

Ein Grund warum ein bekannter Arzt aus Düsseldorf, dessen Vorname ein bisschen klingt wie ein türkischer Schulhofschläger, keine jungen Patienten operiert. Da liegt der Glaskörper nämlich in der Regel noch vollständig an, was die Operation relativ kompliziert und schwierig macht, da der Glaskörper davor erst künstlich abgehoben werden muss.
Diese Art von Patienten würden ihm ja seine Quote versauen, falls denn mal was schief geht und darauf hat der sympathisch wirkende Herr mit dem netten Lächeln keine Lust.

Ebenfalls ist einem nach einer Vitrektomie der Graue Star so gut wie sicher, innerhalb der nächsten Monate und Jahre. Gut der Graue Star, vor der Operation braucht sich niemand zu fürchten. Schwerwiegende Komplikationen treten quasi nicht auf und sind fast vollständig unwahrscheinlich. Grauen Star bekommt man, mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, im Alter sowieso. Also gut, dann habe ich meine OP halt 40 Jahre vorher, seis drum. 

Schwere Einblutungen, Netzhautrisse, Gesichtsfeldausfälle oder Rest Glaskörper, welcher dann auch sehr störend vor den Augen herumschwirrt, das beängstigt mich viel mehr. Meine Frustration schnellte zu diesem Zeitpunkt schier ins unermessliche, dieses extrem Gefühl von Niedergeschlagenheit, Trauer und Wut war überwältigend. Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben gefragt, ob ein Leben so noch lebenswert ist. 
Im selben Augenblick habe ich mich für den Gedanken gehasst, so ein paar Trübungen, werden dir schon nicht dein Leben versauen, komm mal wieder klar. 
Ich kam es nicht und wurde es auch nicht mehr, eigentlich entwickelte sich ab da an ein stetiger Abwärtstrend. Ich war mindestens 5 Stunden am Tag im Internet und habe recherchiert, Möglichkeiten gegen diese Trübungen irgendwas das mir helfen könnte. Doch es gab nicht, keine Chance. Ich ging spazieren wollte mich ablenken, doch beide Augen waren immer voll mit diesem Schlonz.

Dann an einem Tag, an dem ich dachte ich werde definitiv wahnsinnig, oder schlimmer noch, beschloss ich etwas dagegen zu unternehmen. Ich sah meine psychischen Probleme, die diese Krankheit mit sich brachten und suchte mir einen Therapeuten.

 

Fortsetzung folgt.