Ein Satz den mein Therapeut einmal zu mir sagte, welcher mich nachhaltig und tief beeindruckt hat war: „Es scheint sie haben alles versucht und wüssten was sie wollen, aber haben sie schon versucht einfach zu leben?“
Das hat gesessen und war so simpel wie richtig. Das hatte ich noch nicht versucht. Alles was ich bisher tat war die Trübungen, entweder aktiv zu bewältigen und zu ignorieren, oder sie loszuwerden. Sie einfach nur zu haben, wie einen Schnurrbart oder eine dämliche Frisur, war bis dahin völliges Neuland für mich.
Aber, wie lebt man mit etwas, dass einem ständig direkt vor den Augen herumtanzt, immer da ist wohin man schaut? Naja, einfach so eben. Es bedarf keiner wunderbaren Strategie, keiner Wundermittel, keiner heiligen Eingebung, sondern nur den Willen weiter zu leben. Es ist ein Irrglaube zu denken, es gäbe dieses eine Mittelchen, diesen einen Satz, diese eine Brille, um die Trübungen für immer und nachhaltig auszublenden und danach stören sie nie wieder. Das ist etwas, dass muss man so akzeptieren, es wird immer Spannungen mit den Trübungen geben. Es wird immer Tage geben an denen sie stören.
Wie bereits angesprochen (Was hilft gegen die Mücken?, Fliegende Mücken, was tun?), muss man sich selbst auch die Möglichkeit damit geben, die Trübungen zu akzeptieren. Grundsätzlich sollte es kein Gegeneinander sein sondern ein Miteinander.
Natürlich ist das leicht gesagt und schwer getan, aber es ist drin, denn wo ist mein Mittelpunkt? Was fokussiere ich, was lebe ich? Lebe ich mit den Floatern, oder die Floater mit mir? Bin ich die Floater, oder habe ich sie?
Trotz zahlreicher Floater besteht die Welt noch aus 80% anderen Dingen, zwischen den Floatern ist ein bisschen Platz um durchzuschauen. Natürlich sind massive Floater eine Beeinträchtigung und mit den Floatern leben zu können und trotzdem etwas dagegen zu unternehmen, ist per se auch kein Widerspruch, sondern vielmehr notwendig. Erst akzeptiere ich etwas, so wie es jetzt ist, dann formuliere ich einen Soll-Zustand, ist dieser erreicht, kann ich mir Gedanken über alles weitere machen.
Die logische Reihenfolge, dessen was man tun sollte, ist nicht: „Versuchen damit zu leben > Laser-Vitreolyse > Vitrektomie“, sondern (à mon avis) „Versuchen damit zu leben > scheitern > neue Strategien entwickeln > scheitern > festes Ziel formulieren > Teilerfolg > Akzeptanz > damit leben > Entscheidung treffen, ob ein Leben mit den Floatern den eigenen Vorstellungen entspricht“.
Kann ich den letzten Punkt mit einem klaren „Ja“ beantworten, dann ist es so, wahrscheinlich erinnert man sich, dann aber kaum noch an diesen Ablauf, so bleibt die Antwort implizit, durch die Handlung. Sollte es ein „Nein“ sein, dann kann man sich Gedanken über invasive Techniken machen.
Alles in allem, ich habe Floater, ansonsten führe ich ein normales völlig durchschnittlich glückliches Leben, es ist für mich wie Regen bei einer Grillfeier, schön, wenn er weg ist, nicht schlimm, wenn er bleibt.
Moin… Warst du schon bei Dr. Jünemann in Rostock ? Mir hat er geholfen und ist als Meister der Vitrektomie bekannt 😉
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Nein bei Prof. Dr. Jünemann war ich bislang noch nicht. Mir wurde aber gesagt, dass auch Prof. Dr. Koch in Frankfurt ein sehr guter Arzt ist, wenn es um die Vitrektomie geht.
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Und könntest du mir evtl beschreiben wie deine Trübungen aussehen und wie alt du bist ? ☺️
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Ich bin 22 Jahre alt, also noch relativ jung. Dementsprechend sind meine Floater auch, im Gegenlicht im dunklen, wie ein trüber Schleier. Bei Tageslicht draußen, wenn man in den blauen Himmel schaut, oder so, ist es im rechten Augen ein zusammenhängender brauner „Nebel“ also viele braun/schwarze Stückchen nebeneinander, beim links nach recht schauen wirbelt das auch immer von rechts unten nach links unten, durch mein zentrales Blickfeld. Links sind es eher viele weiße eher durchsichtige, welche kaum oder weniger stören und 2 braune Punkte, in der Größe von einem Stecknadelkopf.
Das Linke ist eigentlich okay, damit könnte ich vielleicht sogar leben, wenn der trübe Schleier da nicht wäre, wobei auch das vielleicht noch ginge. Rechts ist es mitunter sehr belastend und störend, vor allem wenn ich draußen bin, mittlerweile nicht mehr ohne Sonnenbrille.
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